Sie sind Freunde. Schon seit vielen Jahren. Der Rabbiner Abraham Skorka und Papst Franziskus. Der argentinische Biophysiker war einer der Begleiter des Heiligen Vaters bei seiner Reise in den Nahen Osten.
Ausgabe: 2014/22, Skorka, Rabbiner
28.05.2014 - Susanne Huber
Beide sind Fußballfans. Jedoch nicht vom selben Club. Die erste Begegnung zwischen Abraham Skorka und dem damaligen Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Bergoglio, vor mehr als 20 Jahren hat mit einem provozierenden Witz begonnen. Es ging um „die von uns jeweils favorisierten Fußballmannschaften“, schreibt Abraham Skorka im Vorwort des Buches „Papst Franziskus: Mein Leben, mein Weg. El Jesuita“. Seither hat sich zwischen den beiden eine Freundschaft entwickelt, die bis heute besteht. Es gab regelmäßige Treffen und Gespräche über religiöse und weltliche Themen, tiefe Dialoge „zwischen zwei Freunden, für die die Suche nach Gott und nach der spirituellen Dimension, die allem Menschlichen innewohnt, eine fortwährende Sorge ihres Lebens war und ist.“ Dabei „öffnete der eine dem anderen sein Herz“, so der 63-jährige Biophysiker und Rektor des Lateinamerikanischen Rabbinerseminars in Buenos Aires.
Umarmung an der Klagemauer
Einige Gespräche über Gott, Fundamentalismus, Atheismus, Tod, Holocaust, Homosexualität oder Kapitalismus wurden festgehalten in einem gemeinsam verfassten Buch. 2010 ist es unter dem Titel „Sobre el Cielo y la Tierra“ („Über Himmel und Erde“) erschienen. Als erster Rabbiner hat Abraham Skorka 2012 von Bergoglio die Ehrendoktorwürde der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien in Buenos Aires verliehen bekommen. Anlass war der 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die gemeinsame Reise mit Papst Franziskus am vergangenen Wochenende ins Heilige Land sieht Skorka als „Botschaft des Friedens für alle Völker und Nationen der Region“. Vor Antritt des Besuchs hatten sie davon geträumt, einander an der Klagemauer zu umarmen. Diesen Traum haben sie am Montag in die Realität umgesetzt.