Hat eine Pfarre in Bolivien keine wichtigeren Aufgaben, als Kindern Geigenunterricht zu geben? – Der Musiklehrer Jose Adan Uraeza und die Sozialarbeiterin Yovana Suarez aus der Stadt San Ignacio de Velasco erklärten bei ihrem Oberösterreich-Besuch die Bedeutung von Kunst für Menschen in Armut.
Die Pfarre St. Franziskus in San Ignacio ist nicht blind für die Not ihrer Bewohner/innen. Ihre Sozialarbeit hat sie in der Aktion „Familien, die mit Christus vereint sind“ (FUC) konzentriert. Die Pfarre hilft mit Schulgeld, Medizin und oft auch mit einem Sack Lebensmitteln. Ein Schwerpunkt ihres sozialen Einsatzes liegt aber im Musikunterricht. Von den sechs hauptamtlichen Mitarbeiter/in- nen von FUC sind drei Musiklehrer. Einer von ihnen ist Jose Adan. Er unterrichtet Geige, leitet Chöre und Orchester. Kinder ab vier Jahren können kommen, mit und ohne Beeinträchtigung: „Musik soll die Art und Weise verändern, wie die Kinder das Leben sehen. Sie sollen Visionen bekommen, um sich weiterentwicklen zu können.“ Am Beginn sind die Kinder schüchtern, doch nach und nach werden sie freier, so die Erfahrung. Inzwischen hat sich das Orchester der Pfarrre einen Namen gemacht, da es 2012 den landesweiten Barockmusikbewerb gewonnen hat. Klassische Musik hat im Tiefland Boliviens Tradition. Es gibt dort bis heute eine lebendige Musikszene, die in der Jesuitenmission des beginnenden 18. Jahrhunderts ihren Ursprung hat. Die Jesuiten lehrten die Bewohner/innen Instrumente zu spielen und verfassten eigene Kompositionen. Jose und Yovana waren eine Woche in Oberösterreich unterwegs. Sie machten mit Schüler/innen Musik und tauschten ihre Erfahrungen aus.