Syrien: Nicht Waffen, sondern Verhandlungen sind zielführend
Neben den Schreckensnachrichten aus Syrien gibt es auch kleine Lichtblicke: Vor wenigen Wochen sind die Rebellen unter Zusicherung freien Geleits aus der Altstadt von Homs abgezogen. Die ersten Bewohner/innen kehren zurück – die ICO unterstützt diesen Neuanfang.
Ausgabe: 2014/26, Syrien, ICO
25.06.2014 - Josef Wallner
Zwei Jahre lang hielten syrische Rebellen die Altstadt von Homs besetzt – wo ein großer Teil der Christen der Stadt lebte und sich die meisten Kirchen befinden. Bis auf wenige 100 Bewohner/innen konnten alle fliehen. Die Menschen, die verblieben, wurden zu Geißeln der Rebellen, das Leben zu einem Albtraum. Die Regierung des Präsidenten Assad schnitt Strom, Wasser und Lebensmittelzufuhr ab. Für beide Seiten gab es aber bald militärisch kein Vor und Zurück mehr. War es ein Sieg der Vernunft oder ein Anerkennen der Realität – Regierung und Rebellen begannen zu verhandeln: Im Februar 2014 konnten die alten Menschen die Altstadt verlassen, im Mai folgten die Jugendlichen und dann die Kämpfer. Der Jesuit P. Ziad Hilal, der in der Millionenstadt Homs ein einzigartiges Hilfswerk aufgebaut hat, weist auf die Signalwirkung hin, die sich in dieser Lösung zeigt. Bei einem Besuch in der Schweiz sagte er kürzlich: „Verhandlungen haben zum Ziel geführt, nicht Waffen. Reden bringt mehr als kämpfen.“ Er hofft, dass Homs Schule macht, ja noch mehr: „Wir sind ein Volk. Es gibt für uns keinen anderen Weg als die Versöhnung.“
Altstadt war Zentrum der Christen
Früher lebten in der Altstadt von Homs mehr als 10.000 Christen, nach dem Abzug der Rebellen waren es noch 24. Aber viele sind unverzüglich zurückgekehrt und haben mit den Aufräumarbeiten begonnen. Bei ihren Häusern – oder was davon geblieben ist – und bei den Kirchen. Aber die Christen machen sich mit Zuversicht und Energie an das Wegräumen des Schutts, damit sie sich wieder in ihren Gotteshäusern versammeln können. „Es ist großartig, die Einheit der Kirchen in Homs zu spüren. Auch muslimische Einrichtungen helfen beim Reinigen der Kirchen mit“, sagt P. Ziad Hilal. Prof. Hans Hollerweger, der Gründer der Initiative Christlicher Orient, hat seit Jahrzehnten beste persönliche Kontakte zu den Kirchen von Homs. Er bittet um Hilfe, damit er den kirchlichen Neuanfang, besonders der syrisch-katholischen Gemeinde, unterstützen kann.
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