Hauptsache Augenhöhe, Hauptsache der Ausdruck passt, die Präsentation. Was anderes wäre wichtiger beschreibt Ernst Gansinger in seinem Unter Uns.
Ausgabe: 2014/28
08.07.2014
- Ernst Gansinger
„Am Ende des Tages“, meinte der Referent, kommt es darauf an, dass die Zahlen stimmen. Die Erfolgszahlen versteht sich. Ein zweiter Referent schwärmte von „Begegnungen auf Augenhöhe“. Das Gegenüber kann noch so untergeordnet sein, es gelte, ihm auf Augenhöhe in die Augen zu schauen. – Und sei der Blick auch stechend, denke ich, Hauptsache Augenhöhe, Hauptsache der Ausdruck passt, die Präsentation. Vom Inhalt reden wir nicht. –
Am Ende des Tages blicke ich auf Dutzende Begegnungen auf Augenhöhe zurück. Ich sah Augen, die mich fixierten, es waren Augen darunter, die einen Waffenschein bräuchten. Ich sah Augen, die wohl um die Kampfkraft von Blicken wussten und sich unter Verschluss hielten. Dann sah ich schwer gezeichnete Augen, die im Kampf offensichtlich schon sehr verletzt wurden. Augenpaare flitzten auf meiner Augenhöhe nervös hin und her, sie suchten gewiss nicht mich, sondern ein Versteck, das vor der Augenhöhe schützt.
Das wäre eine Revolution: Würde es am Ende des Tages darauf ankommen, dass man Menschen auf Herzenshöhe begegnet ist! Dann könnten die Augen ruhig – und ruhig geworden – auf verschiedenen Höhen bleiben. Ihre Höhe ist unbedeutend.