Endlich Ruhe! So wünschen es viele – vom Urlaub, vom Leben, und schlussendlich: dass sie die „ewige Ruhe“ finden. „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe“, beten sie für ihre Toten. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2014/29, Leitartikel
16.07.2014
Aber ist denn die Ruhe das endgültige Ziel, auf das hin zu leben sich lohnt? Die wirkliche Hoffnung gilt nicht der Ruhe, sondern dem Leben. „Damit sie das Leben haben – und es in Fülle haben“ ist Christus, dem Johannesevangelium nach, gekommen. Kein Wort von Ruhe. Vielleicht zielt das Ruhebedürfnis nicht wirklich auf die Ruhe selbst hin, sondern es verbirgt sich der Wunsch nach Leben darin. Zum Leben finden. Darum ginge es dann: im Urlaub, im Leben – schlussendlich: im ewigen Leben. „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir“, ist ein Wort des hl. Augustinus. Zum Leben gehört die Unruhe – und es kommt nicht beim Stillstand an, sondern mündet in einer Begegnung: „In dir“. Wo Menschen nur in Ruhe gelassen werden wollen, entfernen sie sich voneinander und vom Leben. Da wäre dann die Ruhe wie ein kleiner Tod. Ausruhen ist eine vorübergehende Lebensnotwendigkeit – um wach zu werden für Begegnung. „Herr, schenke ihnen das Leben ganz“, sollte man beten – für die Müden – und für die Toten.