Etwa ein Prozent der Bevölkerung Schwedens ist katholisch. Die Diözese Stockholm umfasst das ganze Land und hat 44 Pfarren. Bis zum Jahr 1999 war die Evangelisch-Lutherische Kirche Staatsreligion. Eine Gruppe der Katholisch-Theologischen Privatuniversität (KTU) Linz war eine Woche in Schweden.
Ausgabe: 2014/30, Wustmann, Becker, Schweden, KTU
22.07.2014 - Martin Pötz
„Der Zusammenhalt einer Gruppe, die in der Fremde ist, war ganz stark zu spüren“, erzählt KTU-Studentin Gudrun Becker. Sie war eine von elf Student/innen, die mit Prof. Hildegard Wustmans im Rahmen eines Seminars Katholik/innen in Schweden besuchte. Die Gruppe reiste unter anderem nach Stockholm und Uppsala, sowie nach Vatsdena und Omberg im Westen des Landes. Viele Katholik/innen, die heute in Schweden leben, haben Migrationshintergrund. In der Religion finden sie Anschluss und ein Gefühl der Heimat. „Einmal sind wir bei einem Pfarrcafé mit sieben, acht Leuten aus vier Länder an einem Tisch gesessen“, so Becker. Dennoch ist die Liturgie zumeist in der Landessprache, „weil es schon das Konzept ist, auf Schwedisch Liturgie zu feiern, wenn man in Schweden beheimatet ist“, ergänzt Wustmans.
Kooperation mit Evangelischen
Die multikulturelle Vielfalt der Katholischen Kirche in Schweden weckt auch das Interesse der Evangelischen. Am Newman Institute, der einzigen katholischen Ausbildungsstelle für Theologie in Skandinavien, sind auch evangelische Student/innen inskribiert, die am katholischen Glauben theologisch interessiert sind. „Ich hatte den Eindruck, dass die Ökumene allgemein sehr unaufgeregt ist“, sagt Gudrun Becker. Es gebe auch katholische Gottesdienste in evangelischen Kirchen.
Begegnungen auf allen Ebenen
Das wertvollste an der Reise waren die zahlreichen Begegnungen und Gespräche. Die Gruppe wurde sogar vom einzigen Bischof der einzigen Diözese von Schweden empfangen. Bischof Arborelius war sehr interessiert am Austausch mit dem Besuch aus Oberösterreich. Auch von den vielen kleinen Gesprächen mit Katholik/innen erzählt Hildegard Wustmans: von dem Ehepaar, dass jeden Sonntag über eine Stunde zum Gottesdienst fährt, von den Südamerikaner/innen, Afrikaner/innen, Syrer/innen, die in der Pfarrgemeinde eine neue Heimat gefunden haben. „Jeder Person, der wir begegnet sind, haben wir angemerkt, dass der Glaube eine wichtige Ressource in ihrem Leben ist“, so die Professorin. Gudrun Becker meint, dass die schwedischen Katholik/innen weniger die institutionellen, kirchenpolitischen Fragen beschäftigen. Vor allem sei die Frage nach Heimat und Identität entscheidend, aber auch grundlegende theologische Diskussionen sind wichtig. Die Strukturen haben ganz andere Dimensionen als hierzulande. Am schwedischen Pastoralamt arbeiten nur fünf Mitarbeiter/innen, die schwedische Caritas hat sechs Hauptamtliche. Das meiste wird ohnehin ohne Bezahlung erledigt. „In den Pfarren läuft fast alles über Ehrenamt“, meint Becker. Prof. Wustmans ergänzt: „Ohne Ehrenamt ginge da gar nichts.“