Ehrliche Worte sind wie ein Schluck Wasser. Ein Leitartikel von Christine Grüll.
Ausgabe: 2014/34, Leitartikel
20.08.2014
- Christine Grüll
Der Durst macht sich bemerkbar. Ein Schluck Wasser tut gut. Kühl und klar benetzt es die Lippen, füllt den Mund und rinnt die Kehle hinunter. Köstlich!
Der Alltag macht sich bemerkbar. Die Tage sind ausgefüllt mit Tun und Handeln, ja mit Funktionieren. Vieles gelingt, doch mit der Zeit entsteht ein Bedürfnis. Wonach, das lässt sich zuerst noch nicht sagen. Da kommt plötzlich ein Lob, ein Lächeln oder ein sensibler Händedruck. Köstlich! Wie ein Schluck Wasser löscht das Lob den Durst danach, dass die eigene Tätigkeit positiv wahrgenommen wird. Ein Händedruck löscht den Durst danach, berührt und wahrgenommen zu werden. Wie ein Schluck Wasser erreicht das Lächeln die Seele und richtet sie auf, macht stark.
Wie ein Schluck Wasser fühlen sich Worte an, die ehrlich gesprochen werden. Worte, die in der Absicht gesagt werden, die Zuhörenden ernst zu nehmen. Ehrliche Worte sind nicht immer möglich. Doch wenn sie im Privaten, in Politik und Kirche ausgesprochen werden, wird klar, wie groß der Durst schon war. Trinkwasser haben wir reichlich. Das von guten, ehrlichen Worten sagen zu können, wäre schön.