Nur für eine Nacht? Das war dem Wirt zu wenig und so gab er den Wanderern kein Zimmer. Dafür waren die restlichen Ortsbewohner sehr grußfreundlich. Ein Unter Uns von Ernst Gansinger
Ausgabe: 2014/34, Gallspach, Unter Uns
20.08.2014
- Ernst Gansinger
Zugegeben, wir waren verschwitzt. Der Weg hinter uns war lang, die Hitze groß, der Rucksack schwer. Und wir waren müde, als wir auf unserer Wanderung von Linz zu meinen Wurzeln – Ried im Innkreis – am zweiten Etappentag in Gallspach eintrafen. Die Suche nach einem Quartier sollte nicht schwer sein in einem Kurort, dachten wir. Und schon lockte uns der Hinweis ‚Pension‘ zu einem Haus. Die Frage, ob es da ein freies Zimmer gebe, wurde mit einer knappen Gegenfrage beantwortet: Für wie lange? – „Für einen Tag, wir wollen morgen weitergehen.“– „Nein, kein Zimmer frei“, war daraufhin die ebenfalls knappe Antwort. Wir Wanderer, voll Gier nach einer Dusche und einem Bett, haderten kurz. Dann verstanden wir: Du gehst zu einem Bäcker, fragst, ob er Semmerl hat. Er fragt zurück, wie viele? Du sagst: Ein Semmerl. Darauf wird jeder Bäcker der Welt sagen, nein, ein Semmerl hab‘ ich nicht. – Oder? Doch Gallspach kann es auch anders. Das nächste Quartier hieß uns willkommen. Und auffallend war die Freundlichkeit im ganzen Ort: Jeder und jede, ob jung oder älter, sagte „Griaß Eich!“. Selbst vom Gehsteig in den Gastgarten kam dieser Ruf. Das Zimmer-unfrei-Erlebnis war also rasch wegg‘riaßt.