An der neuen Schule beginnt langsam auch die schwierige vierte Klasse „Berit“ (Birgit Bydlinski) als Lehrerin zu akzeptieren. Das Interesse der Kinder wächst und sie sind nun immer gespannt, was es in Religion wieder Neues gibt. Eine wahre Geschichte.
Berit beginnt mit einem Bibelprojekt. Mehrere Erzählungen werden durchbesprochen, um sie danach mit bunten Legosteinen nachzubauen. Alle Kinder sind mit Freude bei der Sache, das Bauen von allerlei Szenen aus der Kinderbibel geht ihnen leicht von der Hand. Es entstehen eindrucksvolle Bauwerke, auf die die ganze Klasse stolz ist.
Kinderkunst
„Darf ich Fotos machen?“, fragt Armin und hält alle Kunstwerke fest, bevor sie wieder in ihre Einzelteile zerlegt und als neue Bausteine für eine weitere Szene verwendet werden. Die ausgedruckten Bilder schmücken bald die Klassenwände. „Da habt ihr ja eine richtige Bibel zum Schauen!“, lobt der Direktor, als er einmal zu einem unangemeldeten Besuch in die verhaltensoriginelle Klasse kommt. Er heißt mit Vornamen Dieter, aber alle nennen ihn Deputy, weil er schließlich an der Schule für Recht und Ordnung sorgt. „Offenbar hast du es geschafft, diese Meute zu zähmen“, sagt er anerkennend zu Berit und fügt beiläufig hinzu: „Das geht eben nur, wenn der Lehrer ein Leitwolf ist.“ Noch erstaunt über die Formulierung, betritt Berit wenig später das Lehrerzimmer, wo ihre Kolleginnen Louise und Annika gerade über die Hunde des Deputys sprechen. „Aber gleich acht“, schüttelt Annika den Kopf, „das ist ja eine ganze Meute!“ „Ja, eh, so nennt er sie auch, wenn er von ihnen erzählt. Aber die sind super erzogen, sag ich dir!“, schwärmt Louise. „Der Deputy ist ja auch ein ausgebildeter Hundetrainer.“ Und nach einer kleinen Pause fügt sie schwärmerisch hinzu: „Um nicht zu sagen – ein Hundeflüsterer.“ „Ah ja. Jetzt versteh ich seine Wortwahl“, denkt Berit ernüchtert.
Geheimnisvolles Fest
Berit wird von ihrem Kollegen Fritz, der das Fach Religion für sehr entbehrlich hält, spöttisch wegen des Festes ‚Mariä Empfängnis‘ angesprochen. Wie viele andere Leute nimmt er an, dass Jesu Empfängnis durch Maria gemeint sei und macht sich lustig über die allzu kurze Zeit der Schwangerschaft: „Vom 8. bis zum 24. Dezember! Der kleine Jesus war ja ein richtiges Turbo-Baby!“ Souverän kontert Berit: „Weißt du was? Wenn du das jetzt zu meinen Schulkindern gesagt hättest ... sie hätten dir sofort erklärt, dass sich natürlich Joachim und Anna gefreut haben, bald ihre Maria zu bekommen.“
Brutzeit der Tauben
Als der Kollege einen Moment überrascht dasteht, sagt sie versöhnlich: „Mach dir nichts draus, viele missverstehen diesen Ausdruck. Magst du hören, wie mir das Kind einer Bekannten einmal das Fest erklärt hat?“ „Ja, erzähl!“, meint Fritz kleinlaut, aber auch interessiert. „Tja, es hat sich Folgendes zusammengereimt: ‚Der Vater von Jesus ist Gott. Gott ist der Heilige Geist. Der Heilige Geist ist eine Taube. Mit der Brutzeit der Tauben geht sich das aus!‘“ Nach einer Schrecksekunde lenkt Fritz nun ein: „Der Religionsunterricht ist doch wichtig, schon allein, um solche Missverständnisse auszuräumen.“ „Meine Rede!“, lacht Berit fröhlich.
Meditation
Bibelszenen, selbst gebaut aus bunten Legosteinen, bringen die Kinder schon während der Arbeit daran unmittelbarer ins Geschehen als durch bloßes Zuhören oder Lesen. Sie sind mit Feuereifer bei der Sache, mit dem Herzen ganz bei ihrem Tun.
‚Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz’ (Mt 6,21), sagt Jesus zu all den Menschen, die seine Bergpredigt ernstnehmen. Er fordert sie auf, sich Schätze im Himmel zu sammeln‘ (V.20).
Kinder sammeln sich Schätze im Himmel, wenn sie sich begeistert mit biblischen Geschichten beschäftigen, etwas davon in ihr Leben mitnehmen und sich bemühen, nach Jesu Wort zu handeln.
Sich Schätze im Himmel zu sammeln – ob auch wir dazu bereit sind?
In der Schule des Glaubens –Glaube in der Schule
Serie: Teil 3 von 4 Dr. Birgit Bydlinski Religionspädagogin an der Volksschule und an der AHS sowie Autorin (Neues Buch gemeinsam mit ihrem Mann Georg Bydlinski: „Steffi wirbelt durch die Schule“).