Auch wenn von den Gläubigen so viel erwartet wird: Aller Voraussicht nach wird es heuer bei der Synode zu Ehe und Familie keine definitiven Beschlüsse geben. Kommentar von Heinz Niederleitner.
Ausgabe: 2014/40, Bischofssynode
30.09.2014
- Heinz Niederleitner
Wenn am Sonntag die erste von zwei Bischofssynoden zu Ehe und Familie in Rom startet, wurde zumindest eine Hoffnung bereits vor Beginn erfüllt: Es gibt eine Debatte über die am Tisch liegenden Themen. Das zeigte sich einerseits in dem Fragebogen, den der Papst an die Diözesen schicken ließ: Gerade in Österreich sind viele Gläubige der Aufforderung nachgekommen, ihre Meinung zu sagen. Andererseits wird auch an der Spitze der Kirchenhierarchie überraschend kontrovers diskutiert: Schon nach dem Vortrag von Kardinal Walter Kasper im Kardinalskonsistorium im Februar haben die Purpurträger die Meinungen ausgetauscht – nicht zuletzt über den künftigen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Und die Diskussion wurde öffentlich weitergeführt, auch beflügelt durch die Veröffentlichung des Arbeitspapiers für die Synode.
Das alles hat die Erwartungen in die Bischofsversammlungen in die Höhe geschraubt. Deshalb sollte man zunächst am Boden bleiben: Aller Voraussicht nach wird es heuer keine definitiven Beschlüsse geben, sondern erst nach der Synode im Herbst 2015. Wenn auf der Synode heuer so offen und freimütig diskutiert wird wie vor Beginn in der Öffentlichkeit, dann ist schon viel gewonnen. Zu einer offenen Diskussion gehört auch, dass man sich alle Meinungen anhört, egal, ob man nun für oder gegen eine Liberalisierung des Zugangs zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene ist. Katastrophal wäre aber, wenn Machtpositionen zur Verhinderung von Reformen missbraucht würden. Hier wird die öffentliche Aufmerksamkeit besonders groß sein, denn das würde das neue, offene Klima zunichte machen.