Manches, was Religionslehrerin Berit (Birgit Bydlinski) hört, kann nur Kindern einfallen.
Ausgabe: 2014/40, Bydlinski, Religionsunterricht
30.09.2014
Als Berit die Schule betritt, bemerkt sie den kleinen Mark, der soeben von seinen Großeltern gebracht wurde. Sie schauen neugierig zu Berit, dann sagt die Oma lächelnd: „Mark wollte unbedingt, dass wir seine Reli kennenlernen. ‚Wo ist sie denn?‘, haben wir gefragt. In dem Moment sind Sie zur Tür hereingekommen und Mark hat gerufen: ‚Da ist sie ja! Die Blonde mit den schwarzen Haaren!‘“
Ein Lied für Jesus
Berit begrüßt Mark herzlich und freut sich über seine ungewöhnliche Formulierung. Gemeinsam gehen sie in die Klasse. Berit möchte die Stunde mit einem einfachen Hosanna-Ruf beginnen. Um die Sache spannender zu machen, schreibt sie ein H an die Tafel, dann einen langen Strich, der zeigen soll, dass hier Buchstaben zu ergänzen sind, und schließlich noch ein A. „Was haben die Leute Jesus zugerufen?“, fragt sie. „Diesen Ruf gibt es auch als schönes Lied!“ Es folgt erst ratloses Schweigen, dann meldet sich Hanni und schlägt vor: „Hurra?“ Berit lacht und erklärt den gemeinten Jubelruf. Nach dem Lied nimmt sie das Thema der vergangenen Religionsstunde wieder auf: Jesu Zuwendung zu allen Schwachen und Kranken. Die Kinder zeichnen ein passendes Bild in ihr Heft und Mia meint, dass ja auch die hl. Elisabeth anderen geholfen hat. „Ja, und der hl. Franziskus auch!“, ruft Mark. Es ergibt sich ein Gespräch über Heilige, die alle handeln möchten wie Jesus.
Ein Fest für Martin
„Da gehört ja auch der hl. Martin dazu!“, ruft Elsi. „Wann ist denn wieder das Martinsfest?“ Alle Kinder sind sofort begeistert, jedes Jahr ist das Martinsfest ein Highlight für die ganze Dorfgemeinschaft. Die Kinder freuen sich, ihre Laternen auszuführen, die Kirche mit ihren Plakaten zur Martinsgeschichte zu schmücken, die Szene des Mantelteilens darzustellen und gemeinsam zu singen. Wer mag, schlägt den Rhythmus mit Triangel, Trommel oder Rassel mit, alle sind ins Geschehen mit eingebunden. „Es dauert nicht mehr lang“, sagt Berit. Seit kurzem gibt es einen neuen Schüler in der ersten Klasse. Er heißt Kevin und hat in seiner ersten Religionsstunde zu Berit gesagt, dass er zwar schon in Religion gehen will, aber nicht an Gott glaubt: „Weil mein Papa hat gesagt, es gibt keinen Gott.“ „Ja, manche Leute glauben an Gott, andere nicht. Ich glaube an Gott, und ich erzähle euch von ihm. Ich freu mich, dass du da bist, vielleicht gefällt es dir in Religion“, sagt Berit zu Kevin.
Ein Erlebnis für Kevin. Am Tag des Martinsfestes ist die Kirche voll. Vorne drängen sich die Kinder, hinten die Eltern und Großeltern. Der Pfarrer ist in sein goldenes Gewand gehüllt und wird von den Kindern bewundernd angeschaut. Berit steht beim Ambo und ruft einzelne Kinder, die etwas zum Fest beitragen, nach vorne. Einige lesen kurze Texte vor, andere spielen auf ihrer Flöte, wieder andere erklären, was auf ihrem Plakat zu sehen ist. Alle sind stolz. Es herrscht eine wunderbare Stimmung von Gemeinschaft. Da steht plötzlich Kevin in der ersten Reihe auf und schaut suchend nach hinten, wo er unter den Erwachsenen seinen Papa weiß. Ergriffen und froh ruft er laut in den Kirchenraum hinein: „Siehst du! Und du sagst, es gibt keinen Gott!“
Meditation
„Kommt her, folgt mir nach!“, sagt Jesus zu den beiden Brüdern Simon und Andreas (Mt 4,19). Jesus ruft sie in seine Nachfolge, und sie lassen alles liegen und stehen und gehen mit ihm. Auch die beiden anderen Brüder, Jakobus und Johannes, zögern nicht und kommen sofort mit Jesus (Mt 4,21f).
Diesen Ruf der Nachfolge hören seither Menschen zu allen Zeiten. Sie machen sich bereit, hören auf Jesu Wort und versuchen danach zu leben.
Viele Namen von Heiligen scheinen in unserem Kalender auf. Sie alle – und noch Unzählige mehr – lebten und leben nach Jesu Wort.
Kommt her, folgt mir nach! – Ob auch wir hinhören, Jesu Worte bedenken und versuchen, danach zu leben?
In der Schule des Glaubens – Glaube in der Schule Serie: Teil 4 von 4 Dr. Birgit Bydlinski Religionspädagogin an der Volksschule und an der AHS sowie Autorin (Neues Buch gemeinsam mit ihrem Mann Georg Bydlinski: „Steffi wirbelt durch die Schule“).