Valentina Melnikowa hat Anteil daran, dass Russlands Präsident Wladimir Putin nicht mit der Behauptung durchkam, in der Ukraine wären keine russischen Soldaten. Jetzt hilft sie Eltern vermisster Soldaten.
Ausgabe: 2014/41, Melnikowa, Menschenrechte
07.10.2014
- Heinz Niederleitner
Tausende russische Soldaten seien in der Ukraine, schätzte die Vorsitzende der Union der Komitees der Soldatenmütter im Sommer. Zwar schränkte die 68-Jährige ein, dies sei eine Hochrechnung aufgrund von Informationen und den Erfahrungen. Doch russischen Soldatenmütter genießen zumindest außerhalb von Russland Vertrauen: Die Komitees, deren Dachorganisation Melnikowa vorsteht, entstanden noch am Ende der Sowjetunion, um gegen die rechtlose Situation russischer Wehrpflichtiger anzukämpfen. Internationale Achtung errangen sie mit ihrem Einsatz gegen den schmutzigen Tschetschenien-Krieg. Sie machten gegen den Willen des Kreml die enormen menschlichen Verluste öffentlich.
Schweigen
Wie damals beraten die Soldatenmütter heute Eltern, die nicht wissen, wo ihre Söhne sind. Denn die Armee schweigt und Angaben über die Todesursachen getöteter Soldaten gibt es nicht. Melnikowa fordert die Eltern auf, an die Öffentlichkeit zu gehen und Staatsanwälte zu informieren. Denn ein Einsatz in der Ukraine ist illegal, weil Moskau offiziell keinen Krieg dort führt. Melnikowa selbst hatte bereits 1979, beim Einmarsch der Sowjettruppen in Afghanistan, beschlossen, ihren eigenen, damals noch kleinen Sohn dem Zugriff der Armee zu entziehen. Aber ihr Kampf gegen das militärische System war stets mühsam. Und er bereitet Schwierigkeiten. Das regionale Soldatenmütter-Komitee in St. Petersburg wurde zum Beispiel heuer vom Staat zu „ausländischen Agenten“ erklärt, weil es Geld aus den USA erhält. Angesichts nationalistischer Politik in Russland macht man sich damit keine Freunde.