So wird der Weg zur Firmung zum richtigen Abenteuer
Immer häufiger tun sich zwei oder mehrere Pfarren in der Firmvorbereitung zusammen. Was früher der klassische Firmunterricht war, ist heute meistens eine Palette an Projekten. In Arbing gibt es sogar einen eigenen Ritus für Firmlinge zum Übergang ins Erwachsenenleben.
Im Wald ist es ganz dunkel. Eine Gruppe Zwölfjähriger wartet nervös auf den Start. Sie gehen entlang eines gespannten Seils den Weg zum Ziel. Es ist ein kleines Abenteuer, das nicht zuletzt das Selbstvertrauen stärken soll. Jugendleiterin Theresa Schachinger bietet es jedes Jahr als Beitrag zur Firmvorbereitung im Dekanat Unterweißenbach an. In der Pfarre Haid können die Firmlinge in der Vorbereitungszeit aus mehreren Projekten auswählen. Das kann ein Spieleabend, ein Sozialprojekt oder die Gestaltung eines Gottesdienstes sein. Die Firmlinge werden selbst aktiv, steuern ihre Texte und ihre Musik zu den Messen bei. Gestartet wird in Haid bereits im November, dafür trifft man sich nur einmal im Monat. „Das ist besser, weil bei den Jugendlichen der Terminkalender oft sehr voll ist“, erklärt Firmbegleiter Sebastian Rappl. Wesentlich ist die Vermittlung eines richtigen Gemeinschaftsgefühls. Typisch für viele Regionen in Oberösterreich hat sich die Pfarre Haid mit den Nachbarpfarren in der Firmvorbereitung zusammengetan. Spiri Nights, die über ganz Oberösterreich verteilt sind und an denen jeweils mehrere hundert Firmlinge teilnehmen, verstärken diesen Effekt. Für viele Firmlinge ist die Vorbereitung auch so etwas wie das erste bessere Kennenlernen der Pfarre. „Ein lebendiges, offenes Bild von Kirche“, will Jugendleiterin Theresa Schachinger vermitteln.
Neugeboren als Erwachsene
Ziemlich einzigartig ist das Firmmodell in der Pfarre Arbing. Einer der Hauptpunkte der Vorbereitung ist das Initiationswochenende, bei dem nach Geschlechtern getrennt wird. Den Burschen wird bei ihrem Ritual Wasser über den Kopf gegossen. Die Symbolik dahinter: Das Kind stirbt und wird als Erwachsener neugeboren. Die jungen Frauen wiederum lernen an dem Wochenende, auf ihre innere Stimme zu hören und sich selbst zu vertrauen.
Firmstudientag in Linz
„Firmlinge kaum in der Pfarre zu halten“
Selbstständigkeit ist wesentlich fürs Erwachsenwerden. Es sei deshalb ein normaler Ablösungsprozess, wenn Jugendliche nach der Firmung zur Pfarre auf Distanz gehen. Das erklärte Pädagoge Otto Kromer bei seinem Referat am 11. Oktober beim Firmstudientag in Linz. Zur Bestärkung der Jungen gehört zu akzeptieren, dass die Firmung ein Sendesakrament ist, wie Kromer betont. Man solle sie ziehen lassen: „Später kommen sie dann wieder in die Pfarre.“ Die Firmvorbereitung setzt in dem Zeitraum an, wo in Burschen und Mädchen wieder das Interesse am anderen Geschlecht aufkeimt. Für Bildungsreferentin Karin Mayer ist klar: „Das ist bei jeder Firmstunde die versteckte Tagesordnung.“ Firmbegleiter/innen kommen an dieser Herausforderung nicht vorbei und sollen sich mit den Rollenbildern von Mann und Frau auseinander setzen und diese bewusst hinterfragen.