Erstmals ist das Fach „Syrische Theologie“ an einer westlichen Universität eingerichtet worden. Der Syrologe Aho Shemunkasho ist seit 1. Oktober erster Professor für „Geschichte und Theologie des orthodoxen syrischen Christentums“ an der Katholischen Theologischen Fakultät in Salzburg.
Ausgabe: 2014/42, Shemunkasho, Syrische Theologie
14.10.2014 - Susanne Huber
Seit vielen Jahren setzt sich Aho Shemunkasho dafür ein, das Fach „Syrische Theologie“ in Europa zu etablieren. Dementsprechend groß ist die Freude des syrischen Christen über die neue Stiftungsprofessur. „Angesichts der Auswanderung der syrischen Christen aus dem Nahen Osten verlieren sie dort ihren Lebensraum, ihre Kirchen, ihre Klöster und ihre Bildungszentren. Mit dem Fach ,Syrische Theologie‘ in Salzburg öffnen wir eine Tür für Interessierte und vor allem für syrische Christen, die im Westen neu Fuß fassen, hier zu studieren und zu forschen.“
Ausgewandert
Elf Jahre war Aho Shemunkasho alt, als er 1980 mit seinen Eltern, seinen fünf Geschwistern und Verwandten sein Heimatdorf Beth Debe im Tur Abdin im Südosten der Türkei verlassen hat und nach Verl in Nordrhein-Westfalen auswanderte. Sein Onkel Ibrahim hat in ihm das Interesse für syrische Theologie geweckt. „In Verl lebten wir in einer Hochhaus-Siedlung mit insgesamt 35 syrischen Familien und vielen Kindern. Für sie hat mein Onkel ehrenamtlich einen syrisch-orthodoxen katechetischen Unterricht ins Leben gerufen. Ich war der Einzige, der schon Grundkenntnisse in diesem Bereich mitbrachte und habe ihm assis- tiert. Später unterrichtete ich dann meine eigene Gruppe.“ Aho Shemunkasho lernte deutsch, machte Matura in Bielefeld, studierte Theologie in Paderborn, absolvierte ein Master- und Doktoratsstudium in Syrologie an der Universität Oxford und war Lehrer und Koordinator des syrisch-orthodoxen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen. 2006 führte es den dreifachen Familienvater durch persönliche Kontakte an die Katholische Theologische Fakultät in Salzburg.