„Österreich-Dorf“ im Irak soll Zeichen der Hoffnung werden
Damit die Christen in ihre vom Islamischen Staat verwüsteten Dörfer im Nordirak zurückkehren können, brauchen sie Unterstützung. Die Kirche Österreichs will helfen.
Ausgabe: 2017/25
20.06.2017 - Josef Wallner
An die 100.000 Christen, Jesiden und andere religiöse Minderheiten mussten im Sommer 2014 vor den mordenden IS-Truppen aus der nordirakischen Ninive-Ebene fliehen. Nun konnte der IS vertrieben werden, hat aber verbrannte Erde hinterlassen. Dennoch möchten die Bewohner in ihre Dörfer zurückkehren. Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) will mit Unterstützung von Kirche in Not, Christian Solidarity International, der Initiative Christlicher Orient und der Kardinal-König-Stiftung ihre Kräfte bündeln und die Hilfe auf ein Dorf konzentrieren: auf Baqofa mit seinen knapp tausend Bewohnern vor der Vertreibung.
Dreißig Familien sind dorthin bereits zurückgekehrt, weitere folgen. Doch die Lage ist trist: die Wasserversorgung zerstört, Kindergarten und Schule beschädigt, alle Häuser geplündert. Die durchschnittlichen Kosten um ein Haus wieder bewohnbar zu machen betragen 7000 Dollar, um ein ausgebranntes Haus zu reparieren benötigt man an die 24.000 Dollar. Die AKV wird ihre Mitglieder wie Christliche Lehrervereine oder Studentenverbindungen einladen, zum Aufbau von Baqofa beizutragen – damit es ein ‚Österreich-Dorf‘ wird“, wie AKV-Präsident Helmut Kukacka betont. Er hofft, dass die Bundesregierung und die Länder die Spenden ergänzen. „Wir dürfen die Christen, die in den Ursprungsländern unseres Glaubens leben, nicht allein lassen“, appelliert Herbert Rechberger von Kirche in Not.
Keine Benachteiligung
Die Konzentration auf ein christliches Dorf bedeutet für Bischof Manfred Scheuer, dem Präsidenten der Kardinal-König-Stiftung, keine Benachteiligung anderer Gemeinschaften. „Die Kirchen im Irak unterstützen selbstverständlich auch Muslime und Jesiden“, sagt Scheuer: „Wir müssen allen helfen, klingt recht plausibel, ist aber oft eine Flucht ins Allgemeine. Mit dem Dorf Baqofa haben wir eine ganz konkrete Option zu helfen.“