Menschen werden müde, wenn es um das Tun des Guten geht. Nie ist man fertig damit. Die Kräfte reichen nicht. Doch das ist nichts Schlechtes. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2015/2, Müdigkeit, Mutter Teresa
05.01.2015
- Matthäus Fellinger
Von ganz großen Persönlichkeiten behauptet man es, solchen, wie Mutter Teresa eine war, oder von Leuten, die wegen besonderer Leistungen geehrt werden sollen: dass sie unermüdlich im Einsatz gewesen wären. Da könnten sie eigentlich gar nicht soviel geleistet haben, wenn sie nicht einmal müde geworden sind. Das Lob der Unermüdlichkeit redet sich zu leicht an der Tatsache vorbei, dass das Tun des Guten an die Substanz geht. Mutter Teresa wird oft müde gewesen sein, die ehrenamtlichen Leute beim Roten Kreuz, Feuerwehrleute, Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern, ebenso. Und die Sternsinger-Kinder, die gerade von Haus zu Haus unterwegs waren, werden am Abend auch ziemlich müde gewesen sein. Menschen werden müde, wenn es um das Tun des Guten geht. Nie ist man fertig damit. Die Kräfte reichen nicht. Doch Christinnen und Christen glauben an den Vollender, der auch die unfertigen Dinge und Taten gelten lässt – weil der Mensch halt doch dabei müde geworden ist. Menschen können und brauchen die Welt nicht zu Ende retten. Seiner Müdigkeit wegen muss niemand sich schämen. Unermüdet Gebliebene hätten mehr Grund dazu, weil auch die Müdigkeit eine Gabe Gottes ist.