Ein Ballbesuch gehörte einmal zum guten Ton. Und heute? Das Ansehen des Balls hat sich verändert. Doch getanzt und gelacht, geflirtet und flaniert wird in den Ballsälen immer noch gerne. Oder im Pfarrsaal wie in Linz-St. Konrad.
Ausgabe: 2015/3, Walzer, Ball, Linz-St. Konrad, tanzen, Palais Kaufmännischer Verein
13.01.2015 - Christine Grüll
Ein Ball! Das war einmal was. Auf einem Ball wurde getratscht und politisiert, wurden Intrigen geschmiedet und Komplimente gemacht. Hier debütierten junge Frauen und Männer, wurden in die – höfische – Gesellschaft eingeführt. Und das Schönste war, dem anderen Geschlecht körperlich nahezukommen, natürlich nur beim Tanzen. Jung bis Alt waren vertreten. Ein Ballbesuch, das gehörte zum guten Ton. Und heute?
Kostüme, Cocktails und neue Tapeten.
„Unser Ball ist ein generationenübergreifendes Fest. Von 17 bis 70 Jahren amüsieren sich hier alle“, freut sich Andreas Gebauer. Der frühere Generalsekretär der Katholischen Aktion leitet das Ballteam in der Pfarre Linz-St. Konrad. Zum achten Mal ist er heuer für den Faschingsball verantwortlich, und er ist sich sicher, dass auch diesmal wieder 400 Gäste kommen. Andreas Gebauer erzählt von dem Vergnügen, mit dem die Besucher/innen in fantasievollen Kostümen, oft in ganzen Gruppen, kommen. Von der Stimmung im großen Saal und in der Cocktailbar bis sechs Uhr in der Früh. Wo andere Veranstalter mittlerweile mit dem Kartenverkauf kämpfen, ist die Freude am Pfarrball auf dem Froschberg ungebrochen. „Wir machen unsere Arbeit mit ganzem Herzen, da kommt am Ballabend viel Energie zurück“, meint Andreas Gebauer. Der Erfolg liegt im Detail, im persönlichen Empfang der Gäste, im reibungslosen Ablauf, in der aufwändigen Dekoration. Da werden schon einmal die Wände des Pfarrheims tapeziert oder – wie beim Ballmotto „Almrausch“ – Schindeln von einer alten Hütte angekarrt. Eine Live-Band spielt bis auf kurze Pausen durch bis halb drei, dann startet der Discjockey. „Die Gäste wollen keine langen Ansprachen“, meint Andreas Gebauer, „sie wollen tanzen.“ So wie Evelyn und Gerhard Schwingenschlögl.
Tanzen bis zum Abheben
„Wenn ich mit meiner Frau tanze, dann habe ich ein Gefühl wie im Flugzeug, kurz bevor es abhebt“, schwärmt Gerhard Schwingenschlögl aus Schärding. Er und Evelyn Schwingenschlögl haben vor elf Jahren beschlossen, einen Tanzkurs zu besuchen. Obwohl schon länger verheiratet, haben sie sich beim Tanzen neu kennengelernt. Zuerst haben sie viel gestritten, sich über die falschen Schritte des anderen geärgert. „Doch dann kommt der Status, in dem jeder auf den anderen achtet, und plötzlich sind da nicht mehr zwei, die miteinander tanzen, sondern ein Paar, das tanzt“, erinnert sich Gerhard Schwingenschlögl. Wenn die Ballsaison in Schärding startet, ist das Ehepaar unterwegs, auch im bayrischen Raum und in Linz. Sie genießen die angenehme Atmosphäre, die Konversation und die Bewegung „mit Körper und Geist“. Gerhard Schwingenschlögl mag es, wenn ihnen die Leute im Ballsaal zuschauen. Der Tanzkurs hat ihn in dieser Beziehung selbstbewusster gemacht, und deshalb empfiehlt er ihn weiter. „Leider gehen aber immer weniger Menschen tanzen.“ Diese Erfahrung machen auch professionelle Ballveranstalter.
Teures Ballvergnügen
„Früher besuchten die Gäste zwei bis drei Bälle pro Saison, jetzt wird nur mehr einer ausgewählt“, sagt Andrea Wolfsteiner. Sie ist im Palais Kaufmännischer Verein in Linz für das Veranstaltungsmarketing verantwortlich und bemerkt, dass während der Ballsaison mehr auf das Geld geschaut wird. Auch die Flasche Sekt am Tisch wird seltener bestellt. Der Kartenverkauf selbst ist bei den traditionellen Maturabällen im Palais von der Geburtenzahl abhängig, meint Andrea Wolfsteiner. „Manche Jahrgänge haben nur halb so viele Schüler wie andere.“ Zudem legen junge Menschen nicht mehr so viel Wert auf das Tanzvergnügen. Nach wie vor ausverkauft sind die Traditionsbälle im Haus mit 1800 Gästen. Sie bieten Abwechslung durch Showeinlagen und verschiedene Musikstile in mehreren Räumen. Das hätten andere Veranstalter auch gerne. Dafür fehlt aber meistens das Budget. Die Abgaben für Bälle steigen und Sponsoren zu finden wird schwieriger, sagt Andrea Wolfsteiner. „Ein Ball ist aber generell davon abhängig, wie gut das Ballkomitee ist.“
Piraten!
Wie gut es sein kann, machen Andreas Gebauer und sein Team in St. Konrad vor. 14 Männer und Frauen sind in der Pfarre hauptsächlich nur für den Ball verantwortlich, im Ballkomitee sind insgesamt 18 und am Ballabend helfen rund 80 Personen. Das alles trägt dazu bei, dass sich noch keine Erschöpfung breitmacht. Das Kernteam will weitermachen, auch wenn es langsam über die Nachfolge nachdenkt. Der Funke springt immer noch über von den Organisatoren zu den Gästen. Sie kommen in Scharen. In St. Konrad, so scheint es, gehört ein Ballbesuch zum guten Ton. Der steht am 7. Februar im Zeichen der Piraten.
Zur Sache
Pfarrbälle mit Motto
Einige Pfarren laden zum Faschingsball: Der Pfarrball in Bad Wimsbach-Neydharting am 24. Jänner trägt zum Beispiel das Motto „Zum Auftakt der neuen Homepage“. Am selben Tag feiert die Pfarre Wels-St. Josef die „Helden meiner Zeit“ und die Pfarre Thalheim meint „Wir sind Mee(h)r“. „Feuer und Flamme“ ist die Pfarre Wels-St. Franziskus am 30. Jänner. „Wann wird es endlich wieder Sommer?“ fragt die Pfarre Wels-St. Stephan am 31. Jänner. Am 6. Februar lädt Lichtenberg zu „Rock under the Clock“. Der Pfarrball Linz-St. Konrad am 7. Februar kündigt „Piraten am Froschberg“ an. Auch am 7. Februar lädt der Treffpunkt der Frau im Franziskushaus Ried i. I. zu „Schlümpfe, Prinzen und Heiterkeit“.