Am 2. Februar werden die Kerzen für die Liturgie geweiht. Auch die Taufkerzen werden an diesem Licht entzündet. Ein Anlass nachzufragen: Was bedeutet es, eine Patin oder ein Pate zu sein? Und was geben sie den Täuflingen auf ihrem Lebensweg mit?
Wenn Anna Auer an ihr erstes Patenkind denkt, sieht sie keine Tauffeier vor sich. Das Kind ist wenige Tage nach seiner Geburt gestorben. Anna Auer hat den kleinen Sarg im Arm zum Grab getragen. Das war vor mehr als 40 Jahren und sie denkt manchmal daran, wie das Kind nun als Erwachsene wäre. Bei ihren anderen Patenkindern hat sie das Heranwachsen miterlebt. Mit manchen steht sie in engerem Kontakt, von anderen weiß sie nur wenig. Doch eines trifft auf alle Patenkinder zu: Anna Auer fühlt sich mit ihnen verbunden.
Gute Wünsche für den Lebensweg
„Für mich war es immer eine Ehre, als Patentante ausgewählt zu werden“, sagt Anna Auer. Sie hat in den 1980/90er Jahren bei der KirchenZeitung gearbeitet und lebt in Braunau. Sie und ihr Mann Wolfgang haben für mehrere Kinder die Patenschaft übernommen. Als Taufpaten wurden sie von den jeweiligen Eltern erwählt. Als Firmpaten wurden sie von den Kindern selbst ausgesucht. Das ist dann eine besondere Freude. Anna Auer findet es selbstverständlich, mehrere Patenkinder zu haben. An die 13, die ihre Eltern hatten, reichen sie aber nicht heran. „Ich habe jedem Kind gewünscht, dass ein guter Mensch aus ihm wird und dass es einen guten Lebensweg vor sich hat“, sagt Anna Auer. Sie will ihre Verantwortung ernst nehmen. Aber sie weiß auch, dass es heikel ist, sich in das Leben eines Patenkindes einzumischen, wenn etwas nicht so gut läuft.
Eine verantwortungsvolle Aufgabe
Die katholische Kirche erwartet von den Pat/innen, dass sie gemeinsam mit den Eltern die Verantwortung für das heranwachsende Kind übernehmen und helfen, dass es den christlichen Glauben kennenlernt. Früher war diese Verantwortung noch viel weiter gefasst: Starben die Eltern, wurde das Kind der Patenfamilie anvertraut. Wie auch immer sich die Beziehung zwischen Paten und Patenkind entwickelt – eine lebenslange, unsichtbare Verbindung bleibt. Im besten Fall verbringen sie Zeit miteinander.
Zeit miteinander verbringen
„Wenn ich meine Eltern nicht dazu überreden kann, mit mir Schifahren zu gehen, dann rufe ich meinen Onkel an“, erzählt Bernadette Kneidinger aus Sarleinsbach. Die Schülerin für Kindergartenpädagogik bei den Kreuzschwestern in Linz wohnt in der Nähe ihres Patenonkels und sieht ihn regelmäßig. „Seine Persönlichkeit, wie er sein Leben lebt, das ist mir ein Vorbild“, sagt sie und erinnert sich gerne an Kindheitstage, wenn sie mit ihm auf dem Traktor sitzen durfte und nach getaner Arbeit neben ihm bei der Jause. Er nimmt sich Zeit für sie, zum Zuhören und für Unternehmungen. Gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen, das ist für Bernadette Kneidinger der tiefere Sinn einer Patenschaft. Das will sie auch berücksichtigen, wenn sie selbst einmal für ihr Kind einen Paten aussuchen wird.
Taufkerze und Taufkleid
Karoline Floß aus Kirchdorf am Inn weiß schon, wer die Taufpatin für ihre wenige Wochen alte Tochter sein wird: Die leibliche Tante wohnt nicht nur in der Nähe, sie stehen sich auch nahe. „Ich wünsche mir, dass unsere Tochter immer zu ihrer Patentante gehen kann, dass sie eine Bezugsperson ist und dass sie uns auch als junge Eltern unterstützt“, hofft die Kindergartenpädagogin. Wenn sie an die bevorstehende Tauffeier denkt, spielen Taufkerze und Taufkleid eine besondere Rolle. Auf dem Taufkleid wird der Name ihrer Tochter eingestickt – wenn er noch Platz hat nach den Cousins und Cousinen, die schon vor ihr getauft wurden. Und die größeren Kinder werden bei der Feier die eigenen Taufkerzen an der Osterkerze entzünden. So ist es Brauch in ihrer Familie. „Empfange das Licht Christi“, heißt es dazu in der Taufliturgie.
Die Paten, ein Geschenk
Patinnen und Paten bringen Geschenke, das ist jüngeren Kindern besonders wichtig. Oft verstehen sie erst später, was für ein Geschenk die Patin oder der Pate selbst sein können. „Ich kann ja immer zu dir kommen!“, stellte ein mittlerweile erwachsener Firmling von Wolfgang Auer bei der Taufe seines eigenen Kindes fest. Dieser Ausspruch hat Wolfgang und Anna Auer erfreut: „Es ist gut, wenn unsere Patenkinder wissen, dass wir für sie da sind. Sie müssen uns aber auch die Möglichkeit dazu geben.“
Zur Sache
Die Kerze im Mittelpunkt
Um den 2. Februar, das Fest der Darstellung des Herrn bzw. Mariä Lichtmess, steht das Licht im Mittelpunkt – die Kerzen für den Gebrauch im Kirchenjahr werden geweiht. An der Osterkerze werden bei der Taufe die Taufkerzen entzündet, als Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus, dem Auferstandenen. Im Jahr 2013 wurden in Österreich laut Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz 48.098 Menschen katholisch getauft, am meisten in Oberösterreich mit 9822 Taufen.