Rede mit 20 Leuten in Flensburg. Eine oder einer davon könnte katholisch sein, vier Evangelische werden darunter sein. Die Gegend, in die Melanie Wolfers 1971 hineingeboren wurde, ist alles andere als religiös durchfärbt. Ihre Eltern hatten in Tansania gelebt, der Vater war dort Arzt. Das älteste der vier Geschwister wurde noch dort geboren. Melanie ist die Jüngste. Daheim gab es immer wieder Besuch aus der weiten Welt. Freunde der Eltern von damals. Überzeugende Männer und Frauen, so erlebte es Melanie. Einen weiten Blick auf die Welt haben sie mitgebracht.
Theologie statt Flöte
Eigentlich hätte Melanie Querflötistin werden wollen. Sie war ziemlich gut. Doch nach einer Schulteroperation ging das nicht mehr. Jahre hat es gebraucht, bis sie wieder ohne inneren Schmerz zuhören konnte, wenn jemand spielte. Dann studierte sie Theologie – mit Leidenschaft. An der Hochschulgemeinde in München hatte sie ihre erste Stelle als Seelsorgerin. Und sie war auf der Suche, wo sie den Glauben mit anderen leben könnte. So fand sie 2003 zu den Salvatorianerinnen in Österreich. „Salvator“– der heilende Jesus ist für die Schwestern Programm. „In der Begegnung mit Jesus sind wir eingeladen, mehr Mensch zu werden“, umreißt Wolfers die Richtung. Im IMpulsLEBEN-Zentrum Wien tut sie dies mit jungen Leuten. Und sie schreibt. Inzwischen ist sie eine der bekanntesten geistlichen Autorinnen im deutschen Sprachraum. „Ich lebe nicht aus dem Verzicht, sondern der Verzicht lässt mich leben“, meint sie zu ihrer Entscheidung für ein eheloses Leben. Ehelos bedeutet nicht beziehungslos. Freundschaft, sagt sie, ist uns ein hoher Wert.