Mit einem Schuss Leichtigkeit wollen Konsumkritiker das Wirtschaftssystem verändern. Selbstironie und Spaß sind die Waffen im Kampf für eine bessere Welt.
Viel arbeiten, ordentlich verdienen und die Wirtschaft als braver Konsument ankurbeln. Dieses Glücksversprechen des Kapitalismus mag einmal für die breite Masse funktioniert haben. Mittlerweile wenden sich immer mehr Menschen davon ab. Weniger ist mehr. Gerade in der jungen Generation sind viele konsumkritisch eingestellt. Vertreterinnen dieser Bewegung sind die Studentinnen Johanna Schaubmayr (20) und Maria Peer (20) aus Putzleinsdorf. Sie kaufen wenn möglich bio, öko und fair gehandelt ein. Ganz in diesem Sinn macht ihnen „Einkaufen am Flohmarkt am meisten Spaß“. Um sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, nehmen sie an „Österreichs erstem Jugend-Konsumgipfel“ teil. „Zu sehr reinsteigern wollen wir uns bei dem Thema aber nicht, weil dann würden wir verzweifeln“, sagt Maria Peer.
Keine Moralapostel
Für die nötige Portion Leichtigkeit beim Konsumgipfel sorgt der Kabarettist Georg Bauernfeind. „Wenn ich eine Petition unterschreibe, wird das die Staatschefs der Welt wirklich sehr beeindrucken“, scherzt er bei seinem Auftritt und bringt den Saal zum Lachen. „Ich setze auf Selbstironie. Damit die Probleme der Welt nicht so schwer werden“, sagt Bauernfeind im Gespräch mit der KirchenZeitung. Sein Ziel ist, das Publikum zum Nachdenken und zum Lachen zu bringen. Er beobachtet, dass die junge Generation Konsumkritik gerne mit Spaß verbindet. „Wir Weltverbesserer stehen ja sonst eher im Verdacht, Moralapostel zu sein.“
Mit Spaß länger dranbleiben
Ähnlich formuliert es Klaus Werner-Lobo, prominenter Globalisierungskritiker der Grünen, der ebenfalls mit einem Workshop beim Konsumgipfel vertreten ist. „Kreative Widerstandsformen sind sicher wirksamer als der bierernste Protest. Sie sichern, dass die Leute dranbleiben. Wenn es Spaß macht, hat man einen längeren Atem“, erzählt Werner-Lobo, der auch als Clown aktiv ist. Den Jungen will er zeigen, wie man mit Kampagnen in sozialen Netzwerken oder Straßenaktionen die Aufmerksamkeit der „grauen Masse“ auf sich zieht. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene würden sich sehr schnell über soziale Ungerechtigkeit empören, seien eher bereit zu agieren, meint Werner-Lobo. „Wir sind ja nicht nur Konsumenten, sondern auch Bürger. Die Konzerne haben gut bezahlte Lobbys, die auf die Politik einwirken. Wir Bürger müssen Lobby sein für die Menschenrechte“, betont der Autor des „Schwarzbuchs Markenfirmen“. In der Vergangenheit hätten gerade kleine, aber gut organisierte Gruppen so mehr Rechte für Minderheiten, Frauen oder Gewerkschaften durchsetzen können. Dennoch findet Werner-Lobo, dass den Konsumenten zu viel Verantwortung umgehängt werde. „Es ist vor allem Aufgabe des Staates, soziale und ökologische Standards zu sichern. In einer Demokratie wäre eigentlich der Gesetzgeber dafür zuständig, soziale und ökologische Mindeststandards auch bei Importgütern zu verlangen.“
Der „erste Jugend-Konsumgipfel Österreichs“ am 7. Februar wurde vom Verein Südwind im Cardijnhaus in Linz veranstaltet.