Zerbrochene Ehen, überforderte Eltern, gestresste Kids. Viele Familien sind unter Druck. Irmi Irnberger möchte helfen. Sie bietet in den Pfarren rund um das Stift Kremsmünster eine mobile Form von Seelsorge an, die „von innen schön macht“.
Ausgabe: 2015/8, Irnberger, Mobile Seelsorge, Kremsmünster
17.02.2015
- Paul Stütz
Papst Franziskus hat die Familienseelsorge mit einer eigenen Synode zur Chefsache erklärt. Die Kirche solle mehr in die Wohnzimmer statt in die Schlafzimmer schauen, war eine der zentralen Aussagen aus dieser Versammlung vergangenen Herbst. An der katholischen Basis sind es Seelsorgerinnen wie Irmgard Irnberger, die sich jetzt an die konkrete Umsetzung machen. Seit wenigen Wochen ist sie als pastorale Mitarbeiterin für die Familienseelsorge in fünf Pfarren rund um das Stift Kremsmünster zuständig. „Bei vielen Familien bröckelt es hinter der schönen Fassade“, sagt sie. Ein Grund: „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Es bleibt kaum noch Zeit: für die Beziehung, für die Kinder, für einen selbst.“ Wie viel Stress der Familienalltag sein kann, weiß die dreifache Mutter aus eigener Erfahrung. „Die Menschen sind übermüdet vom Alltag.“ Irmi Irnberger will den Familien den Leistungsdruck nehmen. Ein Ansatz dabei: Sie möchte für einen einfachen Lebensstil werben. Die Devise: Wer nicht alles braucht, muss nicht so viel arbeiten. Wer verzichtet, hat wieder mehr Zeit.
Anläuten bei den Wohnungen
Irmi Irnberger hat ein Konzept der „nachgehenden Seelsorge“ entwickelt und leistet damit Pionierarbeit in der Diözese Linz. „Wer ist in den Pfarren da, wenn eine Beziehung nach 30 Jahren auseinandergeht?“, fragt die Lebens- und Sozialberaterin und kennt die Antwort: „Da passiert in der Regel wenig.“ Da viele Familien mit den Pfarren wenig Kontakt haben, will sie mobile Seelsorgerin sein. Man könnte auch sagen: mehr an der Türschwelle stehen, als im Pfarrbüro sitzen. Irnberger, die einige Jahre als Jugendleiterin in Linz gearbeitet hat, geht hin zu den Wohnblöcken, läutet an Türen, stellt ihr Angebot vor. Auf ihrem Folder wirbt sie mit den Worten: „Ich komme zu Ihnen nach Hause – wenn Sie in Ihrer Familie Lustlosigkeit und schlechte Laune verspüren. Ich bin nicht Ihre Mobil-Frisörin, dennoch mache ich Sie rundherum schön – von innen!“.
Abende für Alleinerziehende
Offenbar trifft sie damit einen Nerv. Die ersten Familien nehmen ihr Angebot bereits in Anspruch. Irnberger will zuhören, Rat geben, liebevolle Begleitung bieten, wenn jemand scheitert. Ihre Aufmerksamkeit gilt den Bedürfnissen der Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Ein christlicher Grundsatz, neubelebt durch Papst Franziskus. „Jesus hat auch alle ins Boot geholt“, sagt Irnberger. Wichtig ist ihr, neue Formen von Gemeinschaften zu ermöglichen. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass jeder für sich alleine dahinwerkelt.“ Mit Abenden für Alleinerziehende, mit Eltern-Kind-Gruppen oder mit Kursen für Paare möchte sie hier gegensteuern und Impulse zur Vernetzung setzen.