Vor 70 Jahren, an einem Märztag 1945, starb Anne Frank im KZ Bergen-Belsen. Ihr Tagebuch ist ein wichtiges Zeugnis der NS-Judenverfolgung und gehört zum Weltkulturerbe. Übersetzt und in lesbare Form gebracht hat es Mirjam Pressler.
Ausgabe: 2015/10, Anne Frank, KZ, Bergen-Belsen, Judenverfolgung, Pressler
04.03.2015
- Heinz Niederleitner
Anne Frank hatte in dem Amsterdamer Versteck, wo sie zwischen 1942 und 1944 mit sieben anderen Personen gelebt hatte, selbst an einer überarbeiteten Fassung des Tagebuchs geschrieben. Ihr Vater Otto Frank, der als Einziger von Annes Familie den NS-Völkermord an den europäischen Juden überlebte, veröffentlichte den Text 1947 in gekürzter Form. Als es in den 1980er Jahren darum ging, aus beiden Original-Versionen von Anne Frank eine neue Lesefassung zu erstellen und für den S. Fischer-Verlag ins Deutsche zu übertragen, machte sich Pressler an die Arbeit. „Ich fand es am Anfang unglaublich spannend, weil man im Vergleich der Fassungen Anne Franks Gedanken nachvollziehen kann. Aber ab der Hälfte ging es mir immer schlechter: Ich kannte ja das Ende und meine jüngste Tochter war damals so alt wie Anne, die als 15-Jährige starb. Ich habe meine Tochter angesehen und gedacht: Das hätte sie sein können“, erzählt Pressler. Doch die Geschichte des Mädchens, das schließlich mit seiner Familie 1944 verraten wurde, bewegte sie weiterhin: Sie schrieb nach der Übersetzung eine Biografie von Anne Frank („Ich sehne mich so“) sowie eine Geschichte der Familie Frank („Grüße und Küsse an alle“).
Bücher
Die 1940 geborene, oft ausgezeichnete Schriftstellerin hat mehr als 40 eigene Werke veröffentlicht: Romane, Kinder- und Jugendbücher (z. B. „Bitterschokolade“). Wie sie zum Schreiben kam, nachdem sie Kunst studiert und in einem Kibbuz in Israel gelebt hat? „Als ich nach Deutschland zurückkehrte, musste ich meine drei Töchter und mich ernähren. Zunächst hatte ich einen Jeansladen. Als ich diesen aufgeben musste, begann ich zu schreiben.“ Bekannt ist Pressler auch als Übersetzerin, unter anderem israelischer Autoren wie zum Beispiel Zeruya Shalev („Liebesleben“). Heinz Niederleitner