„Ein afrikanisches Sprichwort lautet: Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, sagt Wolfgang Kitzmantel, diplomierter Betreuungspädagoge. – In unsere Gesellschaft übersetzt: Es braucht zuallererst die Eltern, aber auch den Schulen kommt eine wichtige Rolle zu. Betreuungs-Lehrer/innen haben darin eine besondere Aufgabe.
Die sozialpädagogischen Netzwerke in den Schulen werden ausgebaut, sagte Bildungs-Landesrätin Mag. Doris Hummer vor einigen Wochen. Das Land Oberösterreich investiert ungefähr 1,2 Millionen Euro zusätzlich in die Arbeit von Betreuungs-Lehrer/innen.
Herausfordernd
Wolfgang Kitzmantel koordiniert die Ausbildung von BetreuungsLehrer/innen, ist Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich und steht auch in der Praxis. An drei Schulen ist er Betreuungs-Lehrer. Kinder, Eltern, Lehrer/innen sind seine „Kunden“. Die Kinder, wie sie in die Schule kommen, werden immer herausfordernder, fasst Kitzmantel zusammen, was sich verändert hat. Es kann in der Schuleingangsphase schwierig sein, Kinder schulfähig zu machen.
Viele Aufgabenstellungen
BetreuungsLehrer/innen haben ein weites Aufgabenfeld: Da tut sich ein Schüler mit einem Lehrer schwer. Dort gibt es Streit am Schulweg. Da sind es Probleme mit Freunden oder in der Familie, die ein Kind aus dem Gleichgewicht werfen. Dort sind es gesundheitliche Schwierigkeiten. Da lässt der Gebrauch elektronischer Medien (SMS, WhatsApp, ...) Konflikte unter den Schüler/innen rasch eskalieren. Dort übernehmen Eltern die Konflikte der Kinder. Da ist es für ältere Schüler/innen schwer, wenn sie erkennen, dass sie nach der Schule am Arbeitsmarkt kaum Chancen haben.
Zeit intensiv
In Oberösterreich arbeiten mehr als 90 Betreuungs-Lehrerinnen und -Lehrer. 20 bis 30 neue Dienstposten werden nun geschaffen. In jeder Schule wissen die Betroffenen, an wen sie sich wenden können. Einzelbetreuung, Gruppenbetreuung, einmalige Abklärung bis zur Begleitung über die gesamte Schulzeit – Betreuungs-Lehrer/innen arbeiten individuell abgestimmt und prozessorientiert. Die Kinder können sich an sie wenden oder aber auch über Lehrkräfte zugewiesen werden. Immer sind die Betreuungs-Lehrer/innen auch mit den Eltern in Kontakt. „Meine Basis“, so Kitzmantel, „ist die Beziehung zum Kind.“ Die Lehrerin, der Lehrer hat nicht den Rahmen, sich mit viel individueller Zeit einem Kind zu widmen, das Probleme hat. – Betreuungs-Lehrer/innen leben Betreuung als Schulpflicht. Arbeitsmangel haben sie nicht: Die gemeldeten Fälle werden mehr.
Hilfen in der Schule
Betreuungs-Lehrer/innen unterstützen und beraten bei Problemen und in Krisen.
Schulpsychologie. In OÖ arbeiten 18 Schulpsychologinnen und -psychologen: Diagnostik und Beratung bei Problemen in der Schule – Begabung, Leistung, Bildungsberatung; Beratung und Begleitung bei besonderen Problemen, etwa Mobbing.
Assistenz. 600 Assistent/innen ermöglichen etwa 2000 Kindern mit Beeinträchtigung in OÖ den Schulbesuch.
Schulsozialarbeit. 62 Sozialarbeiter/innen sind tätig; sie können die Schüler/innen auch außerhalb der Schule – in den Familien – beraten und begleiten.