Das Warten der steirischen Katholiken auf einen neuen Diözesanbischof dürfte ein Ende haben: Durch mehrere Medien wurde am Montag verlautet, dass Wilhelm Krautwaschl an die Spitze der Diözese tritt. Neuer Militärbischof wird laut den selben Quellen Werner Freistetter.
Eine offizielle Bestätigung des Vatikan lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor, wurde aber für Mittwoch erwartet. Wie im Konkordat vorgesehen dürfte sich die Bundesregierung bei ihrer Kabinettssitzung am Dienstag mit der Causa befasst haben: Die Regierung könnte Einwände allgemeiner politischer Natur gegen einen Bischofskandidaten geltend machen, im Letzten ist der Papst aber frei in seiner Entscheidung. Kirchlicherseits wird dann stets die offizielle Bekanntgabe in Rom abgewartet, die erst nach der Reaktion der Bundesregierung erfolgen kann.
Graz
Wer sind nun die beiden voraussichtlichen Bischöfe? Wilhelm Krautwaschl ist 52 Jahre alt und stammt aus Gleisdorf (Steiermark). Ab 1981 studierte er in Graz Theologie und trat ins Priesterseminar ein. Im Anschluss an das Diplomstudium absolvierte er ein Doktoratsstudium der Theologie (Fachgebiet Moraltheologie) das er 1990 abschloss. Im selben Jahr wurde er zum Priester geweiht. Es folgten verschiedene Einsätze in der Seelsorge, zunächst wie üblich als Kaplan, später als Pfarrer von Bruck an der Mur. Zwischen 2002 und 2006 war er zudem Dechant.
Danach wurde er Regens des Bischöflichen Seminars in Graz – eine Aufgabe, die er bislang innehat. Das Bischöfliche Seminar ist vom Grazer Priesterseminar zu unterscheiden. Krautwaschls Wirkungsstätte ist ein Internat, das aus der Tradition eines Knabenseminars entstand. Daneben ist Krautwaschl auch Richter am Diözesangericht. Er ist als Priester Mitglied der Fokolarbewegung und wird in Berichten als humorvoll beschrieben. Außerdem hat er eine eigene Homepage: www.krautwaschl.info.
Krautwaschl galt nicht als Favorit für die Nachfolge von Bischof Egon Kapellari. Spekulationen hatte es zuletzt vor allem rund um die Neubesetzung in Graz gegeben, weil der bisherige Grazer Bischof Egon Kapellari bereits 2011 gemäß Kirchenrecht zum 75. Geburtstag seinen Rücktritt eingereicht hatte. Per Verlängerung blieb er bis zum heurigen Jahresanfang ungewöhnlich lange im Amt, bis Generalvikar Heinrich Schnuderl interimistisch die Leitung der Diözese übernahm.
Militärdiözese
Werner Freistetter, laut den Berichten Nachfolger von Bischof Christian Werner als Militärordinarius, wurde 1953 in Linz geboren und ist Bischofsvikar der Militärdiözese sowie Leiter des Instituts für Religion und Frieden der Katholischen Militärseelsorge. Er hat in Wien und Rom Theologie studiert und in Sozialethik promoviert. In Wien war er als Seelsorger aktiv sowie am Institut für Ethik und Sozialwissenschaften der Uni Wien und schließlich am päpstlichen Kulturrat in Rom tätig. Freistetter war Mitglied der Vertretung des Heiligen Stuhls bei der OSZE, und ist geistlicher Assistent der Internationalen Katholischen Soldatenorganisation AMI. Als Militärseelsorger war er am Golan und in Bosnien und Herzegowina im Einsatz. 2006 ernannte ihn Militärbischof Werner zum Bischofsvikar für Wissenschaft und Forschung, theologische Grundsatzfragen und internationale Beziehungen.