P. Theophil aus Ostermiething und P. Antonin aus Tirol sind der Grund, dass Gisela und Gunther Gensch regelmäßig die Strapazen von 10.000 km Reise auf sich nehmen. Sie besuchen die katholischen Christen in Fujin (China).
Ausgabe: 2015/25, Fujin, Gensch, Christen
16.06.2015
- Josef Wallner
Die abenteuerliche Suche nach den verschollenen Gräbern der beiden Kapuzinermärtyrer P. Theophil Ruderstaller und P. Antonin Schröcksnadel (Tirol) hat die Wahloberösterreicher Gisela und Gunther Gensch 2007 das erste Mal in den äußersten Nordosten Chinas geführt. Seither waren sie acht Mal in der Stadt Fujin. Dort hatten österreichische Kapuziner in den 1930er Jahren eine blühende Missionsstation aufgebaut. Die Kommunisten konnten 1946 durch die Ermordung der Kapuziner zwar der Mission ein Ende setzen, nicht aber dem Glauben der einheimischen Katholiken. Diese gingen in den Untergrund und haben sich jahrzehntelang nur in Privathäusern getroffen – stets in Gefahr, verhaftet zu werden. Als die kommunistische Regierung ihre repressive Religionspolitik ein wenig lockerte, nutzten auch die Katholiken von Fujin die Gunst der Stunde. In dieser Zeit kam das Ehepaar Gensch und begann die kleine Gemeinde zu unterstützen. Für die Besucher aus Europa ist es eine Freude zu sehen, wie die Spenden, die sie regelmäßig bringen, den Gläubigen helfen – bei einer Herausforderung, von der man in Europa nur träumen kann: Die Katholiken von Fujin müssen das Wachstum ihrer Gemeinde bewältigen.
Mut zum Bekenntnis
Mithilfe von Gisela Gensch, die bei Vorträgen unermüdlich für Fujin sammelt, konnte die Gemeinde ein kleines Häuschen kaufen. Rund 100 Personen hatten darin – aneinandergepresst wie Sardinen in der Dose – zur Messfeier Platz. Nun haben sie ihr „Gotteshaus“ um einen Zubau vergrößert, sodass es doppelt so viele Gläubige fasst. Der Zulauf zur Gemeinde hält unvermindert an. Sie haben an die 1000 Mitglieder, erklären die Vorsteher. Dass sie am Dach ihres „Kirchen-Bungalows“ für alle weithin sichtbar ein Kreuz angebracht haben, zeugt von Selbstbewusstsein, aber auch von Mut zum Bekenntnis. Denn das politische Kima der Religion gegenüber ist in letzter Zeit wieder deutlich rauer geworden.
Die gespaltene chinesische Kirche
„Wir möchten die katholische Gemeinde in Fujin weiter unterstützen“, erklärt das Ehepaar Gensch, das erst in der Vorwoche wieder tief beeindruckt vom Glauben ihrer Freunde aus China zurückgekommen ist. Die katholische Kirche könnte in China noch mehr Zulauf haben, wenn es nicht die Spaltung in die staatstreue, von der kommunistischen Regierung anerkannte „patriotische Kirche“ und die romtreue „Untergrundkirche“ gäbe. Der Graben zwischen den beiden Kirchen scheint wieder tiefer geworden zu sein, die Versöhnung hat vielerorts nicht gehalten. Auch in Fujin nicht. „Was in einer Gemeinde vorgeht und warum welche Entscheidungen getroffen werden, ist für Außenstehende schwer zu durchschauen“, betonen Gisela und Gunther Gensch. Aus Sicherheitsgründen wird auch nicht offen darüber gesprochen. Die Gemeinde von Fujin setzt jedenfalls wieder auf von Rom anerkannte „Untergrund-Priester“.
Der Same ist aufgegangen
Mit einem Untergrundpriester haben die beiden Gäste aus Europa in einer Nachbarstadt von Fujin den Pfingstsonntag verbracht. Er fuhr mit ihnen nicht zur neu renovierten Kirche der Stadt, sondern ins Rotlichtviertel. Dort feierte er in einer Wohnung eines heruntergekommenen Hauses mit 100 Gläubigen ein Pfingsthochamt. Gisela Gensch: „Wir haben hier eine so inbrünstig gefeierte Messe erlebt. Mir fielen Bruder Theophil und Bruder Antonin ein. Könnten sie doch sehen, wie die Samenkörner des Glaubens, die sie in dieser Region ausgestreut haben, im dichtesten Dornengestrüpp von Kommunismus, Atheismus und Materialismus zu schönen Pflanzen geworden sind.“