Der Grazer Uhrturm ist schwarz beflaggt: Ein kleiner Bub, ein frisch verheirateter Mann, eine junge Frau – sie starben Samstag, 21. Juni 2015 bei der Amokfahrt eines Mannes durch Graz. 36 Menschen wurden verletzt.
Ausgabe: 2015/26, Graz, Amokfahrt
24.06.2015 - Heinz Niederleitner
„Eigentlich muss man verstummen bei so viel Not. Aber wir spüren, dass wir in diesem Teilen von Trauer und Betroffenheit wieder Boden unter den Füßen finden“, sagte der Grazer Stadtpropst Christian Leibnitz bei der ökumenischen Trauerfeier in der Grazer Stadtpfarrkirche, die noch am Samstag stattfand. Vor der Stadtpfarrkirche hatte Leibnitz wenige Stunden zuvor versucht, dem Vater jenes kleinen Buben beizustehen, der dort vom Amokfahrer totgefahren worden war.
Den Angehörigen beistehen
Neben den Spitzen des Landes und der Stadtpolitik waren auch der neue Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und der Apostolische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen zu der Gedenkfeier gekommen. Zurbriggen war eigentlich nach Graz gereist, um mit den Barmherzigen Brüdern den 400. Gründungstag ihres Krankenhauses zu feiern. Doch während des Gottesdienstes wurden anwesende Ärzt/innen und Pfleger/innen alarmiert. Neben ihnen waren auch Kriseninterventionsteams und Notfallseelsorger im Einsatz, insgesamt mehr als 60 Personen am Wochenende. Sie halfen und helfen Angehörigen der Opfer und Zeugen der Amokfahrt durch Beistand. Die Frage „Warum?“ steht ohne Antwort im Raum.
Weggewiesen
Der 26-jährige mutmaßliche Täter war erst am 28. Mai von seiner Frau und seinen zwei Kindern nach häuslicher Gewalt behördlich weggewiesen worden. Das galt zuletzt als möglicher Auslöser für die Tat. Der Mann kannte vermutlich keines seiner Opfer. Politische, religiöse oder extremistische Motive schließt die Polizei aus.