Der neue Spiele-Jahrgang ist ausgelobt: Österreichische und deutsche Preise sind vergeben. Und wir können einige der preisgekrönten Spiele auf Seite 23 verlosen. Vielen Kinderspielen haben Tiere zum ausgezeichneten Ruhm verholfen. So kann man Ameisen, Spinnen und Affen Spiele-Botschafter nennen.
Ausgabe: 2015/28, Spiele, Kinderspiel des Jahres, Ameisen, Spinnen, Tiere
08.07.2015 - Ernst Gansinger
Auch das Auge und die Hände spielen mit. – Schon, wenn die Schachtel geöffnet wird und einem fein säuberlich verpackt Holzfiguren entgegenlachen oder eine kleine Landschaft aufzubauen ist, steigt die Vorfreude auf das Spiel. Gerade bei Kinderspielen und Spielen für die Familie tut sich da in den letzten Jahren viel an Vorfreude-Pflege. Wenn sich die Vorfreude auch noch über eine leicht lesbare Spielanleitung weiter nähren lässt, kann‘s spielend losgehen. Die prämierten Spiele nähren in diesem Sinn allesamt die Vorfreude.
Spinderella
Die kleine Spinne Spinderella wird von ihren Spinnenbrüdern am feinen Spinnenfaden abgeseilt. Sie will mit Ameisen spielen, sie in ihrem Lauf unterbrechen und wieder zum Start zurückschicken. Das Spiel „Spinderella“ wurde zum „Kinderspiel des Jahres“ (deutscher Kinderspiel-Preis) gewählt. Eingebaute Magneten machen den besonderen Reiz des Spiels aus. Spinderella schwebt über der Ameisenstraße und schnappt sich Ameisen – hoffentlich die der Mitspielenden.
Begreifbar
„Warum greifen Kinder trotz des massiven Angebots an elektronischen Medien nach wie vor gerne zu Brettspielen?“, fragt Sabine Koppelberg, die Jury-Koordinatorin zum Kinderspiele-Jahrgang 2015, in einem Kommentar zum „Spiel des Jahres“. Und antwortet: „Hier können sie die Spielidee und den Spielmechanismus im wahrsten Sinn des Wortes begreifen ...“ – Tatsächlich hat Spielen viel mit Begreifen zu tun, wenn die Figuren über Felder gezogen, dabei einiges eingefangen wird, wenn Karten umgedreht und Belohnungs-„Futter“ geerntet wird. Die Zutaten zum Spiel machen das Greifen oft zu einem sinnlichen Erlebnis.
Vielfaches Fördern
Alle hier vorgestellten Spiele sind also griffige Spiele. Manche fördern den sprachlichen Ausdruck, manche die Koordination, manche das Merkvermögen. Alle fördern die Gemeinschaft, das Beisammen-Sein, das Miteinander-etwas-Erleben. Schatz-Rabatz aus dem Verlag Noris ist unter diesen Spielen irgendwie ein Ausreißer aus dem tierischen Spielvergnügen. Piraten, die Schätze sammeln, haben wenig Zeit, sich mit Tieren zu befassen. Sie haben Stress, ihre Schatztruhe möglichst voll und nicht übervoll zu bekommen, denn schließlich bekommt von Käpt‘n Raffzahn nur der das Schiff, der der geschickteste Schätze-Raffer ist. Und noch ein kleiner Ausreißer kommt von Amigo: „Schau mal!“ ist eine nette Memory-Variante. Die Karten zeigen beidseitig ein fast ähnliches Bild, zum Beispiel eine Sonne, die aus einer Wolke herauslugt, und auf der anderen Seite die gleiche Sonne über der Wolke. Jemand dreht eine Karte um, die anderen dürfen nicht zuschauen, welche. Dann geht‘s darum, möglichst rasch die umgedrehte Karte zu erkennen.
Weitere Tiere
Zwei Spiele haben den Zoo zum Thema. Bei einem – „Joe‘s Zoo“ aus dem Verlag Piatnik – ist die Spiellogik ähnlich wie bei „Schau genau!“. Auch hier werden Karten umgedreht, nur dass auf der Rückseite ein anderes Zootier abgebildet ist. Im Tiger-Gehege ist dann zum Beispiel ein Zebra. Die Spielfigur zieht von Gehege zu Gehege. Wer weiß, welches nicht hierher gehörende Tier (Rückseite) sich da aufhält, bekommt Futter und schreitet voran, dem Ziel entgegen – die Tiere wieder zurück an ihre Plätze zu bringen. Bei „Fliegenschmaus“, einem Spiel von HABA, ziehen die Spieler/innen ihre Fliegenfiguren möglichst geschickt zum Schmaushaufen. Dazu legen sie auf den Zugfeldern Karten, die das Vorwärtskommen der eigenen Fliegen beschleunigen und jenes der anderen behindern. Ravensburger hat ein neues Lernspiel herausgebracht und in dem Spiel viele Tiere versammelt. Es ist das zweite Zoospiel, das wir vorstellen: „Der verdrehte Sprachzoo“. Die Kinder erfinden Geschichten zu Tieren und Motiven; zwei Bildkarten geben vor, zu welchen. Diese Karten werden in drehbaren Feldern abgelegt. Sind alle Felder belegt, beginnt die Erinerungsrunde: Ein Sichtfeld wird verdeckt und die Spielenden müssen nun zu den solo-sichtbaren Karten die erfundenen Geschichten von vorher nacherzählen.
Spielepreis Kinderspiel des Jahres
Kinderspiel des Jahres 2015 Spinderella, Verlag Zoch, Autor: Roberto Fraga, für 2 bis 4 Spieler, ab 6 Jahren, Spieldauer ca. 20 Minuten, Preis: ca. € 30,–
Aus der Nominierungsliste zum Kinderspiel 2015 Schatz-Rabatz, Noris, Karin Helling, 2-4, ab 6, ca. 20 Min., ca. € 20,–
Aus der Empfehlungsliste zum Kinderspiel 2015 Joe‘s Zoo, Piatnik, Wolfgang Dirscherl, 2–5, ab 4, ca. 15 Min., ca € 11,– Fliegenschmaus, HABA, Dietmar Keusch, 2–4, ab 6, ca. 20 Min., ca. € 13,– Der verdrehte Sprachzoo, Ravensburger, Klaus Kreowski, 2–4, ab 4, ca. 20 Min., ca. € 14,– Schau mal! Was ist anders?, Amigo, Haim Shafir, 2–6, ab 4, ca. 10 Min., ca. € 8,–