Als Gäste des Landes Oberösterreich lernten Eugenie Uwanyirigira (30) aus Ruanda und Hawa Shomary (29) aus Tansania Österreich von seiner besten Seite kennen. Am Ende des Ausbildungsprogrammes ist für sie klar: So kann Entwicklungshilfe nachhaltig funktionieren.
Landwirtschaft in Afrika: Spontan steigen Bilder vor dem inneren Auge auf – kleine Viehherden, eine hügelige Landschaft. Es liegt auf der Hand, dass die Arbeit dort nicht mit einem österreichischen Betrieb vergleichbar ist. Wie anders die Situation aber tatsächlich ist, wird im Gespräch mit Eugenie und Hawa klar, wenn sie von einer der größten Überraschungen ihres Aufenthaltes in Österreich erzählen. Diese erlebten sie bei der zweiwöchigen Praxis auf dem Ziegenhof Goldberg in Enzenkirchen, als sie Cyriak Laner kennenlernten. „Es ist in unserer Heimat unmöglich, einen Mann zu finden, der sein Leben der Landwirtschaft widmet – schon gar keinen weißen. Die Bauern in Afrika sind entweder alt oder haben keinen Zugang zu Bildung“, erzählt Hawa.
Kredite und Bildung
In ihren Heimatländern arbeiten Eugenie und Hawa in Mikrofinanzinstitutionen. Dadurch bekommen Bauern, die sonst keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben, Mikrokredite die ihnen ermöglichen, ihr Leben zu verbessern. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Beratung und Betreuung der Kunden. Diese müssen erst lernen, wie sie den Kredit sinnvoll investieren können, da oft die Kenntnis von für uns selbstverständlichen Techniken fehlt und sie trotz harter Arbeit ständig um ihre Existenz kämpfen müssen. In der achtwöchigen Ausbildung, die aus Theorie an verschiedenen Landwirtschaftsschulen und Praxis in Betrieben bestand, konnten die beiden jungen Frauen das dringend notwendige Fachwissen erwerben.
Ideen mit Zukunft
Bedingung für die Teilnahme war die Entwicklung eines Projektes, das an die Probleme in Ostafrika anknüpft. Eines davon ist die Trockenzeit zwischen Juni und September, in der die Tiere nicht genug Futter bekommen, weil die Lagerung von Gras in Form von Heu oder Silage den Bauern unbekannt ist. Hawa möchte in ihrem Projekt das Wissen um diese Techniken weitergeben. In einem zweiten Schritt will sie den Bauern helfen, bessere Milchkühe zu kaufen, da eine Kuh aus der Region nur fünf bis acht Liter Milch pro Tag liefert. Eugenies Pläne konzentrieren sich auf die Verarbeitung der tierischen Rohstoffe: „Es gibt kaum Milch- oder Fleischprodukte in unserer Heimat: keine Wurst, keinen Käse, kein Jogurt. Die Menschen wissen nichts über die Herstellung und können deshalb auch keine Vorräte anlegen.“ Und Hawa ergänzt: „Die Landwirtschaft soll nicht nur zum Überleben sein, sondern auch Gewinne bringen. Dafür muss aber die Produktivität gesteigert werden.“
Gastfreundschaft
Neben dem umfangreichen Fachwissen waren die Frauen vor allem von der für sie unerwarteten Herzlichkeit der Menschen beeindruckt. „Ich dachte, dass Europäer grundsätzlich keine Afrikaner mögen. Das wurde uns in der Schule und von unseren Eltern vermittelt“, erklärt Eugenie. Die Zeit auf dem Ziegenhof von Cyriak Laner hat auch ihre Einstellung zur Landwirtschaft grundlegend verändert. Beide träumen jetzt davon, selber einen Bauernhof zu bewirtschaften.
Wirksame Hilfe
Hawa und Eugenie freuen sich schon, ihre Projekte in die Tat umzusetzen. Für die beiden ist „diese Ausbildung die Art von Hilfe, die Afrika braucht. Dadurch werden wir ermächtigt, uns selber zu helfen, und für euch ist das billiger, als uns immer nach Hause zu fliegen. Jemanden abzuschieben ist keine Lösung, sondern damit läuft Europa vor den Problemen davon. Wir können durch die Ausbildung anderen helfen – und wenn es nur 100 Bauern sind. Das ist schon etwas. Wir brauchen mehr solche Programme, damit die Menschen nicht nach Europa fliehen, sondern sich entscheiden können, in ihrer Heimat zu bleiben.“