Wenn von Christen im Heiligen Land die Rede ist, denkt man an die arabischsprachigen palästinensischen Gläubigen. Von Europa völlig unbemerkt sind aber Zehntausende Christen aus Asien und Afrika nach Israel gekommen: legal als „Gastarbeiterinnen“ oder illegal als Flüchtlinge.
Bis auf den letzten Platz ist der Raum gefüllt. In engen Sesselreihen sitzen mehr als 150 Gläubige, bis auf eine Handvoll Männer sind alles Frauen. Eine Schola sorgt für die musikalische Gestaltung, Frauen in liturgischen Gewändern tragen Lesung und Fürbitten vor und bringen in einer Prozession die Gaben zum Altar. Die großen Rolltore aus Blech lassen nicht übersehen, dass das Gebäude ursprünglich als Garage oder Geschäftslokal diente. Aber das tut der Lebendigkeit und Feierlichkeit des Gottesdienstes keinen Abbruch. Die philippinische Gemeinde feiert in ihrem Pastoralzentrum in Tel Aviv Sonntagsmesse. Friedrich Gerstorfer aus Gmunden – er gehört zur Gemeinschaft der Grabesritter von Jerusalem – feiert als Gast mit. Er ist beeindruckt von der Innigkeit und Freude, die im Raum zu spüren sind. Dabei haben die Frauen allesamt kein leichtes Leben. Tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt und getrennt von ihren Familien verdienen sie sich in Israel als Krankenpflegerinnen und Hausangestellte den Lebensunterhalt. Die Armut hat sie in die Fremde getrieben, wo sie Jobs haben, die im Land sonst niemand macht: anstrengend, schlecht bezahlt und wenig Rechte.
Ein Platz für Kinder
Die katholische Kirche im Heiligen Land nimmt sich seit Jahren um die Gastarbeiterinnen und Flüchtlinge an, die zum großen Teil in Tel Aviv leben. Vor zwei Jahren konnte die Kirche ein eigenes Gebäude kaufen. Das bedeutete für die Seelsorge einen Qualitätssprung. Denn es geht nicht nur um Platz für Messfeiern, sondern auch um soziale Unterstützung. Vor einem Riesenproblem stehen die philippinischen Frauen, wenn sie schwanger werden. Wohin mit den Säuglingen? – Die Mütter können sich nur Aufbewahrungsstätten leisten, wo eine einzige Person für bis zu 80 Kinder zuständig ist. Das Betreuungskonzept besteht im Ruhigstellen. Das Pastoralzentrum hat deswegen einen Kindergarten eingerichtet, der Schritt für Schritt ausgebaut werden soll. Friedrich Gerstorfer hat mit einer Delegation von Grabesrittern das Zentrum besichtigt. Die Grabesritter werden es künftig regelmäßig unterstützen.