Johannes Frank, lehrer für Religion und Deutsch in Puchkirchen (OÖ.), verfaßte den Sonntagskommentar. Das Wort vom Sinn des Lebens beziehungsweise die Frage danach ist übermäßig strapaziert. Wer stellt sich diese Frage nicht (manchmal)? Und wie viele passende Antworten gibt es am freien Markt der Weltanschauungen in unserer pluralistischen Gesellschaft! Auch Religionen nehmen für sich in Anspruch, eine Schatzkammer an Weisheiten für gelingendes Leben bereitzuhalten.Ein christliches Juwel daraus ist die lukanische Anleitung aus dem heutigen Evangelium: „Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, daß ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluß lebt.“ Es ist dies eine Weisung, die auf den ersten Blick zu selbstverständlich klingt und leicht übergangen wird. In einer Zeit aber, in der sorgloser Lebensgenuß zum gesellschaftlichen Ideal erhoben ist, müßte dies immer wichtiger werden für Christinnen und Christen.Von falscher SicherheitIn der anschließenden Parabel des Evangelisten steht der reiche Mann für unser Verhalten gegenüber der Botschaft Jesu. Wir wähnen uns zu sicher, deuten Reichtum vorschnell als Wohlwollen Gottes. Die Parabel hingegen ist ein Aufruf an unsere falsche Sicherheit gegenüber der Frohbotschaft Gottes. Gegenüber der Wirklichkeit des Reiches Got-tes erweisen sich nämlich alle Werte und Reichtümer als vorläufig. Nicht im Überfluß an Gütern besteht also der Sinn des Lebens für uns Christinnen und Christen, sondern in der Bereitschaft für das Reich Gottes.Die biblische Geschichte von der falschen Selbstsicherheit des reichen Mannes fordert uns aber keineswegs zur Weltvergessenheit auf. Daß all unser irdisches Tun bloß Windhauch ist (vgl. 1. Lesung), d. h. relativ schnell zugrunde gehen kann, darf nicht dazu führen, daß unser Christentum zur Vertröstung auf das Jenseits verkommt. Nicht umsonst fügt der Autor des Kolosserbriefes (2. Lesung) an die Gewißheit der Auferstehung einen das irdische Zusammenleben ganz konkret betreffenden Forderungskatalog an.Wir wissen, daß wir von Gott, der sogar aus Steinen Leben schaffen kann, neues Leben geschenkt bekommen. Was immer uns zustoßen mag, um die Zukunft brauchen wir uns nicht zu sorgen, wir brauchen uns unser Heil nicht zu verdienen. Genau diese Hoffnung macht frei, uns im Sinne Jesu für jene zu engagieren, die unsere bedürftigen Nächsten sind. Auf diese Weise gelangt man zu einem Schatz, „der nicht abnimmt, droben im Himmel“ (Lk 12, 33).An mich gerichtetDie Geschichte des Lukas ist eigentlich eine Handlungsanweisung für Christinnen und Christen, ein sinnstiftendes Hoffnungswort: Es macht Sinn, sich auf Gott zu verlassen und nicht auf Hab und Gut. Laß dich aber vom Tod, der dir sicher ist, auch nicht lähmen. Christinnen und Christen können ihre Erlösung nicht planen bzw. bewerkstelligen, aber sie wissen, daß sie sich von Gott ewiges Leben schenken lassen dürfen. Oder mit den Worten des Kolosserbriefes ausgedrückt: „Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werden auch wir mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.“ Na, wenn das nicht Sinn macht!