Ausgabe: Ökumene, Schweden, Uppsala, Klaus Dietz SJ
28.07.1998 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Nach dem Gemeindegottesdienst und dem Pfarrkaffee sprach mich unlängst eine strahlende Besucherin aus Österreich an: „Gell, Herr Pfarrer, hier in Uppsala ist die katholische Welt noch in Ordnung!“ Was meinte sie? Das lateinische Credo und der Weihrauch? Die jungen Familien in der überfüllten Kirche? Die fröhliche Gemeinschaft beim Kirchenkaffee mit dem Sprachengewirr an jedem Tisch? Ich weiß nicht.Modellfall Uppsala?Die gute alte Zeit? Nein, unser Blick ist nicht nach rückwärts gerichtet. Trotz lautstarker Kritik einiger Konservativer arbeiten wir Priester, Schwestern und Laien gemeinsam daran, Kirche inmitten der modernen Gesellschaft erlebbar und sichtbar zu machen – trotz einer weitgehend säkularisierten Umgebung.Über Uppsala erhebt sich das Wasa-Schloß, Symbol der Obrigkeit und der schwedischen Geschichte. Mit unserer Mehrheit von Einwanderern in der katholischen Kirche müssen wir eine Einheit schaffen von schwedischer Tradition und katholischer Universalität. Das ist nicht immer problemfrei, gibt aber eine fruchtbare Spannung, die die Gemeinde belebt und inspiriert.Die Kirchtürme des gotischen Doms signalisieren, daß sich in Uppsala der evangelisch-lutherische „Vatikan“, die zentrale Verwaltung der Schwedischen Kirche, befindet. Ökumenische Offenheit und theologische Klarheit prägen das Verhältnis zur Staatskirche. Unsere Liturgie, unsere Vorträge und Kontakte werden von evangelischer Seite genau wahrgenommen. Und ich glaube nicht, daß wir uns zu schämen haben.Darüber hinaus beeinflussen Not und Leid – das Gefängnis oder ein großes Flüchtlingslager nördlich der Stadt – die Tätigkeiten der „Umwelt-Pfarrei“. Wie buntschillernde Mosaiksteine formen all diese Bereiche das Bild von St. Lars in Uppsala. Klaus Dietz