Ein ungarischstämmiger Mann aus der Vojvodina (Jugoslawien), 32 Jahre alt. In der Vojvodina haben einige Dörfer als gesamtes den Kriegsdienst verweigert, trotz Bedrohung durch serbische Panzer.Ich bin sechsmal vor dem Einberufungsbefehl geflohen. Beim siebenten Mal haben sie mich gefangen und furchtbar geprügelt. Die Polizisten versprachen, daß ich nur ein paar Tage zu einer Übung einrücken muß. Da dachte ich: Ich habe Frau und drei Kinder, ich lasse mich nicht bis zu Tode schlagen, und ich sagte ja. Innerhalb einer Woche habe ich mich an der Front wiedergefunden, wir mußten auf Dörfer schießen. Es war auch von weitem furchtbar, aber als wir näher kamen und tote Kinder auf der Straße sahen, war es unerträglich.Nach drei Monaten wurde ich entlassen, den Gesetzen entsprechend konnten sie mich nicht noch einmal einberufen. Trotzdem entschloß ich mich, mich an die Spitze der Kriegsdienstverweigerer zu stellen. Ich wollte nicht, daß auch meine Freunde betrogen werden. Es war wunderbar, wie wir von der Angst bis zur gemeinsamen Tat kamen. In unseren Dörfern, wo 70 bis 95% Ungarisch sind, haben sich erst die Frauen, dann auch die Männer zusammengetan und Nein zum Krieg gesagt. Während des Krieges haben wir durch unsere humanitäre Organisation (Vox Humana) in neun Dörfern ca. 32.000 Menschen ein Überleben ermöglicht. Eine Rente betrug z. B. ca. 15 Schilling pro Monat. Mit Hilfe Ungarns und westlicher karitativer Organisationen konnten wir Lebensmittel, Kleider, Babysachen, Geld für Heizung und Medikamente austeilen. Wir haben unsere Kraft nicht geschont, es war schön, etwas Freude ins Leben zu bringen.Unversöhntheit erlebe ich jetzt zwischen dem serbischen Staat und uns. Wir müssen täglich um unsere Identität kämpfen (Schule, Sprache, Zeitungen usw.). In unseren Dörfern wurden immer mehr Serben aus Kroatien angesiedelt. Ich denke nicht in Nationalitäten, sondern an einzelne Menschen, so habe ich großes Mitleid mit diesen Flüchtlingen, die alles verloren. Meine Hoffnung ist, daß es so nicht weitergehen kann und darf. Alle sehnen sich so sehr nach einem friedvollen und angstfreien Leben. Überall, in allen Nationen, sind auch liebevolle Menschen. Gemeinsam müssen wir diesen Unsinn, Gewalt, Angst und Hoffnungslosigkeit bewältigen.