Die Abtreibungspille RU 486 könnte, wenn es nach dem Willen ihrer Produzenten geht, auch in Österreich unter dem neuen Namen Mifegyne auf den Markt kommen. „Bis jetzt wurde noch kein Zulassungantrag gestellt, es gibt daher auch noch keine Stellungnahme der Frau Bundesministerin“, erklärt eine enge Mitarbeiterin von Gesundheitsministerin Lore Hostasch der Kirchenzeitung gegenüber. Man werde „sehr sensibel“ mit der Frage umgehen. Politiker aus der SPÖ, der ÖVP und der FPÖ, vor allem deren Gesundheitssprecher, haben sich vorsichtig positiv zu einer möglichen Einführung geäußert. Vor zehn Jahren wurde die Abtreibungspille RU 486 in Frankreich zugelassen. Bis dahin war sie nur in China erlaubt. 1991 kam sie auch in England auf den Markt.Während der Chemiekonzern Hoechst sich aus dem Abtreibungspillengeschäft zurückgezogen und die Lizenz der französischen Firma Exelgyn, die einem der Pillenerfinder, Edouard Sakiz, gehört, abgetreten hat, geht eben diese Firma in die Offensive. Laut einer Reportage im Profil will diese Firma im Herbst in mehreren europäischen Ländern Zulassungsanträge stellen. Aktion Leben startet UnterschriftenaktionDie Generalsekretärin der Aktion Leben Österreichs, Dr. Gabriele Painz, wendet sich massiv gegen die Pläne: Unter dem Deckmantel der Frauenfreundlichkeit verstecke sich ein Tötungspräparat, das Frauen psychisch noch mehr belaste und sie abhängiger mache. Aktion Leben startet eine Unterschriftenaktion gegen den Pillenimport.Bereits vor fünf Jahren gab es in Österreich eine intensive Debatte um die Abtreibungspille. Der damalige Gesundheitsminister Dr. Michael Außerwinkler hatte sich gegen den Pillenimport nach Österreich ausgesprochen und damit die Debatte beendet. Eine Unterschriftenaktion der Aktion Leben hat schon damals 80.000 Unterschriften gegen die Zulassung gebracht. Familienbischof DDr. Klaus Küng, Feldkirch, verweist auf den großen sozialen Druck auf schwangere Frauen, der durch die Einführung der Abtreibungspille noch weiter erhöht werde. Erneut mahnt er die von Politikern wiederholt zugesagten flankierenden Maßnahmen ein, die werdendes Leben und die Frauen besser schützen sollen.Der Gesetzgeber, so Küng, „ist verpflichtet, für den Schutz menschlichen Lebens Sorge zu tragen. Die Zulassung der Abtreibungspille bedeute zahlloses, namenloses Leid für Frauen und Kinder“, betont Küng. Die Motive der Einführung der Pille durch eine französische Firma wären finanzieller Natur. Gewarnt wird von Gegnern auch, die „Erleichterung“ der Abtreibung könnte zu deren Verharmlosung führen.Untersuchungen in Frankreich weisen eine höhere psychische Belastung der Frauen auf, als dies bei der chirurgischen Abtreibung der Fall ist. Die Abtreibung wird nicht von einem Arzt, sondern von der Frau selbst vorgenommen.Besonders belastend wird die Zeit zwischen der Einnahme der Abtreibungspille und einem notwendigen zweiten Termin im Krankenhaus empfunden, bei dem ein Wehenmittel gegeben wird. Das sind zwei volle Tage, in denen es kein Zurück mehr gibt. RU 486 (genau: RU 38.486) ist ein „Antihormon“. Es verdrängt das Schwangerschaftshormon Progesteron, das dem werdenden Leben in der Gebärmutter die Lebensbedingungen schafft, die dieses braucht.In Frankreich und England ist RU 486 bis zur 9. Schwangerschaftswoche zugelassen.RU 486 wird unter ärztlicher Aufsicht in der Klinik verabreicht. 48 Stunden später wird zur Verstärkung ein Wehenmittel verabreicht. Weltweit wurden bis jetzt, das heißt in den ersten zehn Jahren der Anwendung, 400.000 Schwangerschaftsabbrüche mit der Abtreibungspille RU 486 vorgenommen (Angabe der Firma Exelgyn, laut Profil).