Die Grundlage der Heilkunde Hildegards ist das Evangelium. In ihrem Buch „Liber Vitae meritorum“ (= das Buch der Lebensverdienste) beschreibt Hildegard 35 seelische Schutzfaktoren und gegenüberstellend 35 Risikofaktoren. Diese können den Menschen gesund oder krank machen. „Denn alles, was in Gottes Ordnung steht, gibt einander Antwort“. Alle menschlichen Seins-Schichten sind miteinander eng verwoben. „Die Seele ist die grünende Lebenskraft des Leibes, da ja der Körper durch sie wächst und gedeiht, wie die Erde durch die Feuchtigkeit fruchtbar ist.“ Daher hat Hildegards Psychotherapie das Ziel, die persönlichen Stärken hinter den Schwächen zu erkennen und dem heilsamen Prinzip Gottes den Durchbruch zu ermöglichen.Angesichts der modernen Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfälle, Krebs, Rheuma ... sollten die Menschen wieder den aufbauenden Kräften des Himmels vertrauen. Nach Hildegard leiden wir an einem Mangel an Liebe, Hoffnung, Barmherzigkeit ... und erkranken daran. Durch Hartherzigkeit „verhärtet sich das Herz“, der Mensch wird zu einem „steinernen Turm“ (Gottlosigkeit), wird zu einem plumpen Mehlsack (Feigheit, Bequemlichkeit), verfällt in Finsternis (Hoffnungslosigkeit) oder in Verzweiflung (wie eine Vogelscheuche, die an einem dürren Baum hängt).Zusammenhänge erkennenAuch die moderne Psychoneuro-Immunologie kennt die Zusammenhänge zwischen seelischen und körperlichen Krankheiten. Nach Hildegard entstehen die psychosomatischen Störungen auch durch Gottlosigkeit, Unglauben, Entwurzelung und Werteverlust, was zu Ängsten, Sorgen, Kummer, Neurosen und Psychosen führt.Heilung von Seele und Körper nach Hildegard geschieht durch Vertiefung im Glauben an Gott, durch Ausgleichen der persönlichen Schwachstellen mit positiven Kräften, weiters durch Fasten, Gebete, Gottesdienst, Kontemplation ... mit dem Ziel, die Harmonie mit Gott, seiner Schöpfung, den Mitmenschen und mit sich selber wieder zu erlangen.„Oh Mensch, sieh den Menschen an! Der Mensch hat nämlich Himmel und Erde und alles, was geschaffen ist, in sich in einer Gestalt vereinigt, und alles liegt in ihm verborgen.“