Getrocknete Mangos aus Burkina Faso gelten unter fair gehandelten Produkten als Spezialität. Und die Bäuerinnen, die sich zu diesem Projekt zusammengeschlossen haben, verdienen heute zehnmal mehr als vor fünf Jahren. Armut ist keine Sackgasse, wenn man die Natur seiner Umgebung zu nutzen versteht. Diese Erfahrung machten afrikanische Bäuerinnen aus Burkina Faso, die aus der Fülle der Mangofrüchte, die alljährlich ungepflückt verfaulten, ihren Lebensunterhalt verdienen. Die leicht verderbliche Frucht wird nun nach Europa exportiert. Nicht als Frischobst, denn die Kühl- und Transportkosten wären nicht zu bezahlen, sondern als Trockenfrucht.Gedörrtes Obst – Zwetschken, Birnen oder Apfelscheiben – sind in Österreich seit Generationen beliebte Nascherei. Warum sollten nicht auch Dörrmangos ihren Markt haben? Von dieser Überlegung ging das Schweizer Hilfswerk „Centre Ecologique Albert Schweitzer“ aus, das bei Bobo Dioulasso, der zweitgrößten Stadt des Landes, Handwerker und Mechaniker ausbildet. Zwar war dort niemand auf die Idee gekommen, die süßen Früchte zu trocknen, doch das Trocknen von Gemüse für die Lagerhaltung hat in Afrika Tradition. Jetzt ging es nur mehr darum, von den Mechanikern geeignete Trockenanlagen entwickeln zu lassen und in Europa den Markt zu erschließen. Der Erfolg ist umwerfend. Eine 1990 unter dem Namen „Trocknerzirkel“ organisierte Gruppe bekam von der Schweizer Nicht-Regierungs-Organisation die Trockenanlagen vorfinanziert. Nach ein paar Jahren schon arbeitet die Gruppe mit erheblichen Gewinnen.100 Tonnen DörrmangoFrau Cécile Ouattara war eine der ersten, die sich für das Projekt begeistern konnte. Das Trocknen von Früchten ist in Afrika Frauensache. Deswegen sind unter den acht Mitgliedsorganisationen des Trockenzirkels drei reine Frauengruppen. Und auch bei den anderen stellen die Frauen die große Mehrheit. Die meisten Kleinbäuerinnen haben gar nicht genug Land, um die Mangos auf eigenem Grund ernten zu können. So kaufen sie bei den Bauern der Umgebung ein, sortieren, entkernen und schneiden die Früchte bevor sie getrocknet werden. 100 Tonnen Trockenfrüchte wurden 1997 hergestellt. Die meisten finden Absatz im eigenen Land, der Exportanteil nach Europa wächst. Frau Ouattara zur Qualität der Dörrmangos: „Wir trocknen nur mit Solarenergie und in der Regenzeit mit Gasanlagen. Die Früchte werden mit keinerlei Zusätzen behandelt. Und wir bieten verschiedene Sorten an: süßere und saure.“Burkina Faso, das ehemalige Obervolta, zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Da es kaum Industrie gibt, leben die meisten Menschen von der Landwirtschaft. Auf meist nicht mehr als einem Hektar pflanzen sie das Lebensnotwendigste: Hirse und Mais, Maniok, etwas Gemüse und Erdnüsse. Das Kleingeld für Kleidung und andere Dinge des täglichen Bedarfs verdienen sich die Frauen traditionell durch Kleinhandel. Viel mehr als 60 Schilling monatlich kommen auf diese Weise nicht zusammen. Durch das Mangoprojekt hat sich das Zusatzeinkommen von Cécile Ouattara auf rund 500 Schilling fast verzehnfacht. Frau Ouattara geht es aber nicht nur um den eigenen Profit. So engagiert sie sich auch in einem Projekt, das den Bauern die ökologische Ressourcennutzung erklären und schmackhaft machen sollte. Ihr Mann ist längst auf biologischen Landbau umgestiegen und hat es nicht bereut. „Langfristig macht sich der Verzicht auf chemischen Dünger bezahlt.“