Man kennt es von Autorennen oder der Tour de France – im Windschatten anderer kann man sich mit weniger Kraftaufwand Vorteile herausholen. Dieses Windschattenfahren scheint seit einiger Zeit ein besonderes Gütesiegel für erfolgreiche Manager zu sein. Das Sündhafte daran ist, daß man nicht im Schatten starker Konkurrenten zum Überholen ansetzt, sondern daß man im Windschatten der Schwächsten in der Wirtschaftskette die Gewinne und Aktienwerte in die Höhe treibt. Die soziale Bindung von Eigentum, womit die möglichst gerechte Verteilung der Erträge auf alle Beteiligten gemeint ist, ist zu einer sozialromantischen Vokabel verkommen. Die Folge ist: die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Arbeitslosigkeit ist auf Spitzenwerte geklettert, die auch bei guter Konjunkturlage kaum merklich zurückgehen. Denn im Windschatten einer hohen Arbeitslosigkeit läßt sich trefflich mit dem „Produktionsmittel“ Arbeit jonglieren. In einer Gesellschaft, in der die Erwerbsarbeit der einzige Schlüssel ist, um heute und morgen leben zu können, bedeutet Arbeitslosigkeit eine massive Existenzbedrohung. Da ist man bereit, sehr viel hinzunehmen, um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Unter der Androhung, daß die Produktion in „billigere“ Länder verlegt wird, werden mühsam errungene Arbeitnehmerrechte wieder außer Kraft gesetzt. Maximale wöchentliche Arbeitszeiten werden ausgedehnt, Arbeitsruhebestimmungen ausgesetzt. Das sind eben die Sachgesetze der Wirtschaft, wird Kritikern salopp entgegengehalten. Nur – die Gesetze machen die Menschen. Es ist höchste Zeit, daß endlich dagegen aufgestanden wird – auch in Österreich. In mehr als 50 Veranstaltungen wird zwischen 14. und 20. Oktober das Thema Armut und soziale Ausgrenzung zur Spache gebracht, auch von Betroffenen.