Vor 10 Jahren starb der österreichische Dichter Thomas Bernhard. Eine Würdigung:
Ausgabe: 1999/05, Thomas Bernhard
03.02.1999 - Matthias Part
Dieser Dichter und auch dieser Mensch waren zeitlebens eine Herausforderung. Und er ist es - wie etwa die aktuellen Theaterinszenierungen in Wien beweisen - über seinen Tod hinaus. Thomas Bernhard, der am 12. Februar 1989 in Gmunden gestorben und gemeinsam mit seinem „Lebensmenschen“ Hedwig Stavianicek auf dem Friedhof in Wien-Grinzing begraben ist, hat heute noch glühende Verehrer wie fanatische Widersacher. Kalt gelassen hat er wohl niemanden. Nicht einmal jene, die seine Welt-Literatur erst gar nicht gelesen haben. Der „Heldenplatz“-Skandal, der schon rumorte, als das Stück noch nicht zu sehen und auch noch nicht zur Gänze zu lesen war, ist der beste Beweis dafür. Bernhards Kunst ist bewußt als „Übertreibungskunst“ angelegt und bedient sich mit Vorliebe der wütenden Monologe und Schimpftiraden. Auch gegenüber dem Katholizismus, - den er ähnlich dem Psychiater Erwin Ringel - für die Zerstörung der österreichischen und vor allem der kindlichen Seele mitverantwortlich gemacht hat.Eben dieser Thomas Bernhard hat aber in den fünfziger Jahren auch Psalmen geschrieben, er liebte Kirchenmusik und respektierte tiefgläubige Menschen in seinem engsten Umkreis. Zum haßerfüllten Einerseits gibt es bei ihm auch ein liebevolles Andererseits. Wie seine Literatur immer auch eine Gratwanderung zwischen der Tragödie und der Komödie ist! Naturgemäß.Man lese etwa seine Autobiographie (Residenz Verlag, 5 Bände, S 498.-), Hans Höllers Monographie (Rowohlt TB, S 94,- ) sehe seine Theaterstücke, Krista Fleischmanns Filmportraits und vieles mehr!