Ein Pfarr-Frühling ist derzeit leider noch nicht in SichtSeit Jahren erlebt die Pfarre Hinterstoder eine Art Winterschlaf. Alle Beteiligten sorgen sich um die Zukunft, das steht fest. Doch die Schatten der Vergangenheit belasten die Anstrengungen.Mit viel Mühe ist es gelungen, bei den Wahlen 1997 in Hinterstoder wieder einen Pfarrgemeinderat zusammenzubringen. Das frühere Gremium hatte sich Jahre davor wegen schwerer Unstimmigkeiten (es ging um Grundverkaufs-Geschichten) aufgelöst. Nun steht Bauunternehmer Peter Schoiswohl dem Pfarrgemeinderat vor. Leider fehlt die Harmonie zwischen den meisten PGR-Mitgliedern und Pfarrer KsR. Karl Pilz, der seit 32 Jahren in Hinterstoder wirkt. Besonders schmerzt den Pfarrer seit Jahren der schwache Kirchenbesuch.PGR-Obmann Schoiswohl weiß darum. Auch er fehlt oft im Gottesdienst. „Der Sonntag ist mein heiliger Tag im Büro“ sagt er. Auch die Leute aus der Tourismusbranche könnten die Gottesdienstzeit nicht erübrigen. Für ihn liegt das Hauptproblem darin, so Schoiswohl, daß es schwer sei, Initiativen zu starten. Dennoch haben vor kurzem zwei Mädchen mit einer Jungschargruppe begonnen – ein Hoffnungsschimmer. Bald soll es auch wieder mehr Ministranten geben, zumindest schafft man gerade neue Gewänder an.Manche Probleme haben eine alte Geschichte, die immer wieder aufgewärmt wird. Andere Konflikte kommen von draußen. Die österreichische Kirchenkrise ist bis ins Stodertal zu spüren. „Leider treten sogar bei uns Leute aus der Kirche aus, weil sie von den bischöflichen Streitereien genug haben“, so Pfarrer Pilz. SteckbriefAn der oö. Südgrenze liegt im Tal der Steyr, umrahmt von den Gipfeln des Toten Gebirges das 1000-Einwohner-Dorf Hinterstoder. Die Gemeinde dehnt sich über fast 150 Quadratkilometer aus, den größten Anteil bilden Berge. Auch der zweithöchste Gipfel des Bundeslandes, der Große Priel (2.515 m), liegt im Ortsgebiet. Die größte Bedeutung kommt Hinterstoder in seiner Eigenschaft als Tourismusort zu. Im Winter sind die Schigebiete Hutterer Höß und Bärenalm ausgebucht, mehrmals wurden Schi-Weltcuprennen ausgetragen. Im Sommer empfängt man Wanderer und Bergsteiger. Naturfreunde können auf einem Kräuterlehrpfad Heilpflanzen und Alpenblumen kennenlernen. Im 1997 errichteten „Alpineum“ sind hochinteressante Alpin- Ausstellungen zu sehen.Die Pfarre Hinterstoder ist ein Ableger des ehemaligen Weltpriesterstiftes Spital am Pyhrn. Daran erinnert auch die Mondsichel mit Kreuz im Gemeindewappen, die einst das Wappenbild des Kollegiatsstiftes Spital war. Die dem hl. Kreuz geweihte Pfarrkirche wurde 1787 gemeinsam mit dem Hinterstoderer Bergfriedhof eingeweiht. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges hieß die Pfarre Innerstoder. Ein ganz besonderer MenschenschlagRund 160.000 Nächtigungen von Gästen verzeichnet man im Tourismusbüro Hinterstoder pro Jahr. Dazu kommen vor allem im Winter tausende Tagesgäste. Viele von ihnen haben sich sosehr in das Stodertal verliebt, daß sie in der Pension dorthin übersiedeln. Andere daß sie in Hinterstoder einen Zweitwohnsitz errichtet haben. Fast die Hälfte aller Wohnungen in Hinterstoder sind Nicht-Hauptsitzwohnungen. Offenheit, Gastfreundschaft und touristische Anstrengungen sind das eine. Überlieferte Traditionen und feste Bräuche, Skepsis gegenüber Zuagroasten und Fixierung auf Gewinne ist das andere. Die Landeshaupt- und Bischofsstadt Linz oder gar Wien sind weit weg. „Mia san mia“ lautet ein Glaubensbekenntnis (nicht nur, aber auch) in Hinterstoder. Ein anderes Credo heißt angeblich „Brauch ma net“. Vor Jahrzehnten, während der NS-Zeit, kam der damalige Linzer Weihbischof Fließer nach Hinterstoder auf Visitation. Vom Pfarrer wurde er vor dem Ort empfangen, danach war ein Gottesdienst angesetzt. Doch als der Bischof eintraf, war die Kirche leer. Damals zur NS-Zeit, war Kirchentreue nicht erwünscht. In Hinterstoder hielt man sich, wie in anderen Orten der Region, stark daran. „In Hinterstoder gehen die Uhren anders“ lautet ein weiterer Spruch mit Wahrheitsgehalt. Seit Jahrzehnten wird etwa der Erlös des Sternsingens für die Anliegen der Volksschule verwendet. Das ist seit 1949 so, als erstmals Sternsinger unterwegs waren. Die Dreikönigsaktion der Kath. Jungschar für Hilfe in der Dritten Welt hat es damals noch nicht gegeben. Und drum bleibt alles weiter so, wie es ist…Offizielles Gemälde aus HinterstoderDr. Helmut Schachner (rechts) war früher Zahnarzt in Linz. Heute lebt er als Künstler in Hinterstoder. Unter anderem hat er das „offizielle“ Ölgemälde von Diözesanbischof Aichern für das Linzer Priesterseminar angefertigt (links). Bereits 1960 spendete Dr. Schachner den von einem Linzer Bildhauer geschaffenen Kreuzweg für die Pfarrkirche Hinterstoder.Wo Kardinal und Bischof urlaubteWenn Pfarrer Karl Pilz von seinen Gästen spricht, dann kommt er ins Schwärmen. Bis letzten Herbst war der Pfarrhof Hinterstoder nämlich zugleich ein Beherbergungsbetrieb. Schon seit 1901 wurden Touristen und Sommergäste im Pfarrhof einquartiert, die Blüte erreichte das „Haus Bergfrieden“ unter dem derzeitigen Pfarrer. Karl Pilz ist ein gastfreundlicher Mensch. Wer zu Gast ist, spürt, daß er sich um Wohlbefinden bemüht. In der nach wievor für Pensionsgäste ausgestatteten Pfarrhofküche kocht der Pfarrer jetzt nur mehr selten Kaffee. „Mein Kaffee ist berühmt. Aber die Pension war nicht mehr zum Schaffen.“ Auch Umbauten wären nötig gewesen. Unter den Urlaubsgästen, die im „Haus Bergfrieden“ logierten, finden sich klingende kirchliche Namen: der frühere Grazer Erzbischof Schoiswohl, der frühere Wiener Erzbischof Jachym oder der frühere Münchner Weihbischof Soden-Frauenhofen. Sogar Kardinal König, der viele Jahre privater Urlaubsgast in Hinterstoder war, besuchte gerne den Pfarrhof.Engen Kontakt pflegte Pfarrer Pils in früheren Jahren auch zur heimischen Sportszene. Schistars von einst, etwa Hans Kniewasser, gingen im Hinterstoderer Pfarrhof ein und aus.