Erzbischof Dr. Alois Wagner kehrt zurück nach Linz
Am 20. März feiert Dr. Alois Wagner seinen 75. Geburtstag
Ausgabe: 1999/11, Wagner, Erzbischof, Rom, Linz
17.03.1999 - Matthäus Fellinger
KIZ: Herr Erzbischof, Sie feiern am 20. März ihren 75. Geburtstag. Das ist der Zeitpunkt, zu dem Bischöfe offiziell ihr Amt niederlegen müssen. Wie sieht das bei Ihnen aus? Dr. Alois Wagner: Für alle Bischöfe gilt die gleiche Regelung. Bereits im vorigen Monat habe ich die Frage nach meiner Beendigung im Dienste der Weltkirche mit der zuständigen Stelle im Vatikan besprochen. Sie wird in diesen Monaten vollzogen und ich werde im Juli 1999 nach Linz zurückkehren.
KIZ: Fast zwei Jahrzehnte standen Sie im Zentrum der Weltkirche. Ihre persönliche Bilanz dazu? Dr. Alois Wagner: Vom ersten Tag meines Wirkens im Vatikan – zunächst als Vize-Präsident des Päpstlichen Rates COR UNUM und seit 1992 im diplomatischen Dienst als Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Internationalen Organisationen der UNO in Rom (FAO, IFAD, WFP) – habe ich mit Freude jeden Tag meine Aufgaben wahrgenommen und mit meinen Mitarbeitern erfüllt. Während meiner Berufung als Vize-Präsident hatte ich mit fast allen Bischöfen der Welt Kontakte. Besondere Gespräche über Projekte in den einzelnen Ländern der Erde fanden während der ad limina Besuche der Bischöfe statt.In meiner jetzigen Aufgabe als Vertreter des Vatikans bei der UNO in Rom habe ich es vor allem mit den Botschaftern der Länder aus aller Welt zu tun. Hier geht es um die entscheidenden Themen der Welternährung, der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, der Fischerei und um die Hilfen in allen Notsituationen auf der Erde. Diese Aufgabe macht mich froh und glücklich, denn immer wieder wird von Nichtchristen die hervorragende Tätigkeit der Caritas, der Missionswerke und der Entwicklungshilfeorganisationen gewürdigt. Hier möchte ich vor allem allen Helfern meine Anerkennung aussprechen und sie weiter zur Mithilfe ermutigen.
KIZ: In den deutschsprachigen Ländern ist oft von einem römischen Zentralismus, der den Handlungsspielraum der Ortskirchen zu sehr beschneide, die Rede. Halten Sie solche Kritik für gerechtfertigt? Dr. Alois Wagner: Wie jede Organisation braucht auch die Katholische Kirche eine zentrale Leitung. Der Spielraum der Ortskirchen wird dadurch aber nicht beschnitten. Jede Bischofskonferenz in der Welt und jeder Bischof hat seine eigenen Kompetenzen, wobei aber in besonderen Fällen geklärt werden muß, inwieweit die „Zentrale“ hinzugezogen werden muß oder kann.
KIZ: Die Bischöfe Österreichs haben die Voten des „Dialogs für Österreich“ in Rom übergeben. Glauben Sie, daß darin formulierte Anliegen tatsächlich zu einer Änderung weltkirchlicher Positionen führen könnte? Dr. Alois Wagner: Alle Ergebnisse von Weltsynoden und Eingaben von Bischofskonferenzen werden insgesamt bearbeitet, wobei der „Dialog für Österreich“ ein Beitrag zur weltkirchlichen Diskussion ist.
KIZ: Sie kehren im heurigen Jahr zurück nach Linz. Wird es ein „Ruhestand“ sein oder werden Sie auch in Zukunft als Priester und Bischof tätig sein? Dr. Alois Wagner: So lange ich gesund bin, werde ich im Sinne meiner priesterlichen und bischöflichen Weihe meine Dienste weiterhin versehen und immer dort zur Verfügung stehen, wo ich gebraucht werde. Ich stelle mich also ganz in den Dienst unseres Diözesanbischofs und hoffe, ihm noch einige Jahre hilfreich zur Seite stehen zu können.