Manchmal läuten sich Kirchenglocken mitten hinein ins eigene Gemüt. Da wird das kleinliche Zählen von Glockenschlägen unverständlich. Ein Unter Uns von Josef Wallner.
Ausgabe: 2015/36
02.09.2015
- Josef Wallner
Das Hin und Her um die Linzer Domglocken ist eine Endlosgeschichte geworden. Kein Entgegenkommen stellt den Kläger zufrieden. Bei diesem gerichtlichen Hickhack kann leicht der Sinn für das Schöne am Geläute in den Hintergrund geraten. Da bin ich all jenen Leser/innen dankbar, die zur Serie „An die große Glocke gehängt“ Beiträge geleistet haben. Sie verbinden die Glocken vor allem mit dem Frieden, dem Neuanfang nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Seit dieser Serie höre ich selbst wieder bewusster auf den Klang der Glocken. Und es ist ein schöner Klang, wie ich ihn erst am Wochenende erlebt habe. Ich bin in der Wachau gewandert. Ja, das kann man und zwar nicht von Heurigem zu Heurigem, sondern so richtig auf einem markierten Weg. Ich bin ein Stück auf dem Welterbeweg gegangen. Vom Kirchenplatz in Spitz kommt man in die Weingärten und dann geht es hinauf in einen Buchenwald. Der Weg gibt immer wieder beeindruckende Blicke ins Donautal frei. Weil es gerade zwölf Uhr war, drang das Geläut von Kirchenglocken herauf in den Wald und begleitete mich ein Stück des Weges. Es war einfach friedvoll, schön. Man wird dankbar. Und das kleinliche Zählen von Glockenschlägen wird mir immer unverständlicher.