So zwischen Timelkam und Ampfelwang gelegen, besitzt Puchkirchen alle Attribute eines ruhigen, fast verträumten Dorfes. Erst wenn man hinhört, staunt man über die Lebendigkeit dieser Gemeinde.
„Die Kirche ist dazu da, damit die Menschen den Geschmack an Gott nicht verlieren!“ Dieser Ausspruch des französischen Dichters Saint-Exupéry wurde so etwas wie zum selbstformulierten Ziel des Pfarrgemeinderates, der ein „Visionsprogramm“ entwikkelt hat (siehe Kasten Seite 31).Eine weitere Besonderheit dieser Pfarre ist die lebendige Liturgie, zu der die verschiedenen Altersgruppen eingeladen sind. So gibt es hier das ganze Jahr hindurch jeden Mittwoch um 7.15 Uhr einen – gut besuchten – Schülergottesdienst und jeden Dienstag sind die Senioren um 15 Uhr zur Meßfeier eingeladen, vorher ist Rosenkranz. Zusätzlich gibt es jeden Freitag eine Abendmesse und einen monatlichen Familiengottesdienst. Welchen Wert das Engagement der Laien für eine lebendige Pfarre hat, wird am Beispiel Puchkirchen deutlich. Der Gesundheitszustand des Pfarrers ist angeschlagen und so ist es immer wieder notwendig, daß bei plötzlichem Ausfall des Pfarrers ein Laie am Sonntag einen Wortgottesdienst leitet. Drei Personen sind dafür fix eingeplant, weitere drei stehen auf Abruf zur Verfügung.Die aktive Miteinbindung der Laien in die Vorbereitung und Feier der Liturgie war Pfarrer Biermair schon immer wichtig. Daher halten hier schon Jahre hindurch fallweise auch Laien die Predigt. Und der Kinderliturgiekreis hat auch Tradition.Dieses lebendige und mittätige Feiern der verschiedenen liturgischen Formen macht sich auch im Meßbesuch bemerkbar: rund 45% der Bewohner feiern den Sonntagsgottesdienst mit. Zum Selbstverständnis des PGR (Pfarrgemeinderat) gehören: die Seelsorge entsprechend der pfarrlichen Situation zu gewährleisten sowie die Arbeit der verschiedenen Gruppen anzuregen und zu koordinieren.Und Gruppen gibt es hier viele. Als erstes sind die Fachausschüsse des PGR zu erwähnen. Und da – nach dem Liturgieausschuß – gleich der Ausschuß „Schöpfung und Umwelt“. So einen gibt es nur in 8 Pfarren unseres Landes. Sein Schwerpunkt liegt in der Bewußtmachung, daß wir Christen mitverantwortlich für die Bewahrung der Schöpfung sind. Dazu gibt es viele Aktivitäten wie z.B. selbstgemachte Putz- und Waschmittel anbieten. Der Caritasausschuß wiederum kümmert sich im Besonderen um jene Menschen, die in Not geraten sind. Als Sprachrohr seiner Zielgruppen versteht sich der Ausschuß für Ehe, Familie und Senioren. Er organisiert entsprechende Angebote und Feiern. So gibt es z.B. einmal im Jahr einen Familien-Danksonntag.Gemeinsam mit der Gemeinde wird eine Bücherei geführt, die vom Fachausschuß für Öffentlichkeitsarbeit betreut wird. Pfarrblatt und Schaukasten sind weitere Aufgaben.Dann gibt es noch den Finanzausschuß, ein Kath. Bildungswerk, Kath. Frauen- und Männerbewegung, Jungschar und Jugend, die alle im 15köpfigen PGR vertreten sind. Ergänzt wird das pfarrliche Leben von zwei Mütterrunden, zwei Gebetskreisen, einem Eltern-Kind-Treff, einer Bibel- und einer Missionsrunde, eine jährliche Pfarrfirmung usw. Aufgrund der engagierten Arbeit ist es eigentlich nur logisch, daß heuer mit dem Umbau der Kirche begonnen wird, damit sie den liturgischen Anforderungen des 2. Vat. Konzils entspricht.Der große Wunsch der agilen Puchkirchner: ein Pastoralassistent.
Steckbrief Die beiden gewellten Buchenblätter und das goldene Kirchenkreuz verkörpern sinnbildlich den Gemeindenamen. Der Bohrmeißelkopf im roten Feld verweist auf die erste von der RAG in OÖ. 1956 durchgeführte und in einer Tiefe von 2.581 Meter fündig gewordene Erdölbohrung. Puchkirchen am Trattberg liegt im Hausruckviertel und hat an die 1.000 Einwohner, über 900 davon sind katholisch. Die dem hl. Jakobus geweihte Pfarrkirche wird im Jahre 1480 erstmals urkundlich erwähnt. Laut geschichtlichen Aufzeichnungen war das Gotteshaus zur Betreuung des Salzburger Domkapitels errichtet worden, das rund um den Trattberg Besitzungen hatte. Das gegenwärtige Aussehen erhielt die Kirche im Jahre 1854 nach der endgültigen Errichtung als Pfarre. Die Weihe der Pfarrkirche erfolgte am 11. August 1856 durch Bischof Franz J. Rudigier. Pfarradministrator ist seit 1978 Geistl. Rat Ferdinand Biermair. Die Pfarre gehört seit 1998 zum Dekanat Schwanenstadt (vorher Dekanat Frankenmarkt). Die Sonntagsgottesdienste sind um 7.30 und 9 Uhr. Jeden ersten Samstag im Monat ist um 19 Uhr Vorabendmesse – die 7.30 Uhr-Messe am Sonntag entfällt dann.
Das PGR-Visionsprogramm Als Basis für seine Entscheidungen und Grundlage für sein seelsorgliches Handeln gab sich der PGR von Puchkirchen/Trattb. ein eigenes Programm, das wir hier auszugsweise bringen:1. Wir wollen aus einer lebendigen Beziehung zu Gott unser Leben gestalten. 2. Als Kirche leben wir mit und für Benachteiligte, Randgruppen und Minderheiten: Wir wehren uns dagegen, daß in unserer reichen Gesellschaft immer mehr Menschen zu kurz kommen und in Gefahr geraten, ausgegrenzt zu werden: Familien, Behinderte, Sterbende, Ungeborene, Arbeitslose, Asylanten, Kranke und Alte. 3. Das Unrecht gegenüber der sogenannten 3. Welt ist uns ein Stachel im Fleisch: Wir wollen uns für Frieden und soziale Gerechtigkeit in unserer gemeinsamen Welt einsetzen. 4. Die Bewahrung der Schöpfung ist uns ein brennendes Anliegen: An unserem Handeln soll sichtbar werden, daß es uns um die große Überlebensfrage der Menschheit, sowie der Tier- u. Pflanzenwelt geht. Wir dürfen nicht auf Kosten der nächsten Generationen leben. 5. In der Gemeinschaft des Volkes Gottes haben alle die gleiche Würde: Mann oder Frau, Jung oder Alt, Laie oder Kleriker, es gibt nur Berufene und keine Unberufenen. Daher wollen wir ernst machen mit dem Priestertum aller Getauften. 6. Offenheit und Dialogbereitschaft sind Wesensmerkmale unserer Kirche: Zeit, Phantasie und Freude wollen wir in unsere Arbeit einbringen. Wir laden alle Puchkirchner/innen ein, uns dabei durch Kritik und Unterstützung zu begleiten. 7. Die Kirche von Puchkirchen ist offen für alle Lebensformen: Familien, Singles, Alleinerziehende, Wiederverheiratete, Geschiedene … Besonders die Familien möchten wir fördern. 8. Wir wollen eine neue Streit- und Konfliktkultur entwickeln: Konflikte belasten nicht nur, sie können auch gute Früchte bringen. 9. Gott gehört nicht uns allein: Als Kirche von Puchkirchen wolen wir mit anderen Religionen bzw. christl. Bekenntnissen den Dialog suchen. 10. Die Kirche muß sich stets erneuern: Wir unterstützen all jene Reformbewegungen innerhalb unserer Kirche, die sich für ein größeres Mitspracherecht aller Gläubigen, um die Abschaffung des Pflichtzölibats, um das Frauenpriestertum usw. bemühen, damit sich die Kirche auch in ihren Strukturen dem biblischen Ideal nähert.