Die internationale christliche Frauenband tourt derzeit durch Österreich
Ausgabe: 1999/15, Gen Verde
13.04.1999
- Martin Kranzl-Greinecker
24 Musikerinnen aus 13 Nationen – das ist „Gen Verde“. Die Programme der Gruppe begeistern seit Jahren Tausende, nächste Woche findet die Österreich-Tournee ‘99 in Linz ihren Abschluß. Die Kirchenzeitung sprach in Wien mit Maricel und Anna über ihr Leben bei und mit „Gen Verde“.
Wie und warum sind Sie zu Gen Verde gekommen? Maricel: Ich unterrichtete im Baskenland Mathematik und hörte von meinen Schülern über eine Jugendgruppe, die die Einheit zu leben versuchte. Da meine Heimat so von Konflikten erschüttert ist, sprach mich die Vorstellung an. Ich lernte die Fokolar-Bewegung kennen und spürte, daß es auch auf meinen ganz persönlichen Beitrag ankommt. Das friedliche Zusammenleben mit Menschen verschiedener Rassen und Kulturen wurde mir so wichtig, daß ich mich dafür entschied. Durch meine Musik will ich das Geschenk der Einheit weitergeben. Anna: „Sovieles kann ich tun, aber was wird von Bestand sein?“ Diese Frage stellte ich mir oft als Studentin. Bis ich einmal in das Dorf Loppiano bei Florenz eingeladen wurde. Dort erlebte ich unterschiedlichste Menschen, die versöhnt und glücklich lebten. Da bemühte ich mich auch in meinem Leben um Versöhnung, etwa mit meiner Mutter. Von Beruf bin ich eigentlich Sozialarbeiterin, aber ich spürte, daß ich in Loppiano 24 Stunden am Tag das Evangelium leben wollte. Heute, wenn ich mit Gen Verde unterwegs bin, kommt es mir besonders auf die Begegnung mit dem Publikum an.
Gen Verde ist eine christliche Frauenband in der männerdominierten Musikbranche. Kommt es da zu Problemen? Anna: Manchmal ja, beispielsweise wenn die Saalchefs nach unseren Technikern fragen. Aber nach einigen Minuten merken die Männer, daß wir Frauen wissen, was wir wollen und tun, was wir können. Und meistens läuft dann alles gut, harmonisch und problemlos ab.
Sie reden viel von Einheit und erzählen im aktuellen Programm die Entstehung der Bewegung der Einheit. Ist das nicht angesichts von Krieg und Not eine Provokation, eine Utopie? Anna: Wir erzählen die Geschichte einer Gruppe, der es im Krieg gelang, der Not durch Liebe und soziales Engagement zu begegnen. Das ist auch jetzt dringend nötig. Die Story spielt in der Kriegszeit, sie ist leider aktuell. Der Kosovokrieg ist gegenwärtig. Einige Aufführungen haben wir mit einem Gedenken begonnen. Aber wir machen auch Hoffnung, indem wir zeigen, wie aus Trümmern neues Leben entsteht.Maricel: Nach unseren Aufführungen gehen Tausende nach Hause und könnten spüren, daß sie jetzt gegen die Logik der Gewalt handeln sollen. Daß es in der öffentlichen Meinung auf sie ankommt. Daß jede/r gefragt ist.
Chiara Lubich: Triebfeder der Fokolar-Bewegung Die Gründerin der Fokolar-Bewegung, um deren Gründungsgeschichte es in der aktuellen Gen Verde-Produktion geht, wurde 1920 als Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Gemeinsam mit Freundinnen erkannte Chiara Lubich im Trient des Zweiten Weltkrieges, daß alles zusammenbricht und nur die Liebe Gottes zu den Menschen Bestand hat. Im Mai 1944 wurde ihre Heimatstadt bombardiert. Damals entschied sich die Gruppe, ihre Familien zu verlassen, alles zu teilen und sich um die Armen zu kümmern. Die von ihr gegründete Bewegung der gelebten Einheit zählt heute über 90.000 Mitglieder und Hunderttausende Sympathisanten.
„Gen Verde“ in Linz Das Musical „Prime pagine“ wird am Mittwoch, 21. April 1999 um 19.30 Uhr im Linzer Brucknerhaus aufgeführt. Karten für den aus vielen Elementen bestehenden Abend (Tanz, Sprechtheater, Folk, World Music, Jazz und Pop) sind bei allen oö. Raiffeisenbanken erhältlich. Reservierungen sind auch unter Tel. 0664/3009294 möglich (An Wochentagen 19 bis 21 Uhr). – Am 19. April gestaltet „Gen Verde“um 19.30 Uhr eine Jugendmesse im Kreuzschwestern-Festsaal (Stockhofstr. 10, Linz).
Erlebnistage… … mit „Gen Verde“ wurden in der Karwoche in Wien angeboten. Rund 150 Jugendliche und junge Erwachsene (davon ca. 30 aus OÖ.), sowie viele ehrenamtliche Mitarbeiter/innen, nahmen sich drei Tage Zeit zum künstlerischen Austausch mit den Musikerinnen. Chorsingen (Foto) stand ebenso zur Auswahl wie Instrumentalmusik, kreatives Gestalten, Tanz, eine Videowerkstatt und erlebnispädagogische Angebote.Nicht wenige der Teilnehmer/innen erlebten bei den Erlebnistagen eine ganz neue Art, aufeinander zuzugehen. Manche, die einander noch nie gesehen hatten, konnten kaum glauben, wie sehr sie das Musizieren im Geist der Einheit zusammengeschweißt hatte.