Glaubt man den Berichten bekannter Vatikanisti, stößt Papst Franziskus’ Reform der Eheannullierungen auf interne Kritik und Widerstand in der Kurie. Kommentar von Heinz Niederleitner.
Auch aus Kirchenrechtskreisen andernorts gibt es Zweifel, ob die Vereinfachung der Qualität der Verfahren zuträglich ist. Das Vorgehen des Papstes ist zudem brisant, weil es knapp vor der Familiensynode Spekulationen anheizt: Ist es ein Vorgeschmack auf eine Änderung des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen? Oder werden Annullierungen leichter, weil der Papst keine Möglichkeit sieht, den Wiederverheirateten nach der Synode entgegenzukommen?
Fest steht: Der Papst hat die Reform nicht im Alleingang erfunden. Er hatte dazu eine Kommission eingerichtet, obwohl es Vorschläge einer Kommission seines Vorgängers gab. Dass der Papst das neu angegangen ist, legt die Vermutung nahe, dass Franziskus mit der Arbeit der ersten Kommission unzufrieden war. Da ist es sein gutes Recht, einen Neustart anzuordnen. Dass es deshalb im römischen Gebälk knirscht, ist an sich eine normale Reaktion. Skurril ist freilich, wenn die Kritik von jenen kommt, die unter Franziskus’ Vorgängern stets absolute Papsttreue eingefordert hatten: Denn offenbar sind diese Personen selbst nicht dazu bereit.
Welche Bedeutung der Schritt für die Familiensynode im Oktober hat, kann man nicht seriös vorhersagen. Bekannt ist freilich, dass viele, die sich eine Reform bei den Wiederverheirateten wünschen, sagen: Leichtere Eheannullierungen treffen hier nicht den Kern. Es geht darum, mit dem Scheitern umzugehen und nicht so zu tun, als hätte es diese Ehen nie gegeben.