Indem Jesus den Jüngern durch Anhauchung den Hl. Geist gibt und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist“, wird für ihr Leben ein neuer Anfang gesetzt. Bedenken wir: Dies geschah am Abend des ersten Tages der Woche. Für die Jünger hat sich Ostern noch nicht ereignet. Sie waren noch immer in der Stimmung des Karfreitags, in Trauer, Hoffnungslosigkeit und Resignation. Sie waren hinter verschlossenen Türen, so berichtet das Evangelium. Da soll sich nun ein neuer Aufbruch ereignen. Wie Gott bei der Schöpfung dem Menschen den Lebenshauch in die Nase blies (Genesis 2, 7), kam es zu einer Neuschöpfung, als Jesus die Jünger anhauchte, um ihnen den Heiligen Geist als neues Leben zu vermitteln. Ohne das Geschenk des Heiligen Geistes, ohne die Geistsendung durch den auferstandenen Herrn wären die Jünger wohl für sich geblieben, gäbe es keine Kirche. Durch den Heiligen Geist wurde jene Gemeinschaft begründet, die sich auf Gottes erlösende Botschaft stützt und diese weitergibt, jene Gemeinschaft, die von Christi Gegenwart durch den Heiligen Geist überzeugt ist, jene Gemeinschaft, die durch ihren Glauben Gottes Heil auch heute wirksam weiß.
Halten wir nochmals fest: Nach dem Johannes-evangelium hat Jesus am Tag seiner Auferstehung den Jüngern den Heiligen Geist vermittelt. Das Geschenk des Heiligen Geistes ist die Ostergabe. Sie ist der Beistand des lebendigen Gottes. Diese Gabe geht aus dem Ostergeschehen hervor und ist Teil desselben. Daher beschreibt das Johannesevangelium diese Zusage des Herrn als eine Zusage am Osterabend.
In der Gabe des Geistes wird Ostern wirksam für uns Menschen. Mit diesem Geist, der neu lebendig macht und die Jünger neu in Bewegung brachte und sie für Jesus und seine Sache neu begeisterte, werden wir in Taufe und Firmung erfüllt. Der Heilige Geist ist es, der uns zum Glauben an den auferstandenen Herrn und zum Bekenntnis an ihn befähigt.
Wir mögen fragen, wo und wann dieser Geist wirkt. Wir suchen ihn aufzuspüren, sein Wirken zu erfassen. Das wird uns kaum gelingen. Gott wirkt nicht im Großen, Spektakulären; eher und viel öfter im Alltag. Gottes Geist ist vor allem dort, wo Christentum im Kleinkram des Alltags verwirklicht wird.
Es bleibt die Frage: Welche Offenheit und welchen Raum geben wir dem Heiligen Geist? Der Heilige Geist erneuert die Erde, heißt es in einem Gebet. Er tut es auch an uns, wenn wir uns von dieser göttlichen Kraft erfüllen lassen. In der Taufe ist es geschehen. Vielleicht kommt es auch da zu neuen Anfängen, die christlicher Glaube immer wieder benötigt.