Mit christlichen Geboten und Lasterkatalogen haben sich Künstler aller Epochen und Kunstrichtungen auseinandergesetzt.In beeindruckender Erinnerung geblieben ist etwa die Interpretation der Zehn Gebote im Filmepos „Dekalog“ durch den vor wenigen Jahren verstorbenen polnischen Regisseur Krzystof Kieslowski.Auch die Sieben Todsünden – Hochmut, Trägheit, Unzucht, Zorn, Geiz, Neid, Unmäßigkeit - , im Mittelalter Gegenstand zahlreicher Moralitäten, beschäftigten Künstler des 20. Jahrhunderts, unter ihnen Bertold Brecht, Eugène Ionesco sowie den Tiroler Franz Kranewitter.
Angeregt durch Kranewitters „Todsünden“, hat auch Felix Mitterer seine Version der Sieben Todsünden in Form eines Einakter-Zyklus erarbeitet. Die Uraufführung von „Tödliche Sünden“ fand im Februar am Tiroler Landestheater statt, der Stücktext ist nun in Buchform nachzulesen.In sieben teils ineinander verschränkten Szenen zeichnet Mitterer ein Sittenbild unserer Zeit, wobei er sich symbolisch überhöhter, archaisierender, märchenhafter sowie science-fictionartiger Darstellungselemente bedient. Für seine Sünden bestraft sich der Mensch selbst, sich selbst macht er das Leben zur Hölle. Mitterers Bühnenfiguren sind Verzweifelte, Einsame, süchtig in ihrer Gier und ihrer Sehnsucht nach Leben. Hinter ihrer Sinnleere wird Mitterers Kritik an einer medialisierten Gesellschaft sichtbar, die scheinbar alles im Überfluß besitzt. Alles, außer die Liebe.
Felix Mitterer, Tödliche Sünden. Haymon Verlag, Innsbruck 1999.