Ausgabe: 1999/38, Leitartikel, Ton, Musik, Fellinger
21.09.1999
- Matthäus Fellinger
Unterhält man sich in kirchlichen Kreisen über die Kirche, so geschieht dies in vielen Fällen mit dem Grundton der Klage. Alles wird schwieriger, nimmt ab oder ist überhaupt nicht mehr der Fall. Der Klage über die schlechten Verhältnisse von heute folgt gewöhnlich dann der Hochgesang auf die früheren. Damals, da war man halt noch wer – im Ort, im Land und überhaupt.
In dieser Hinsicht haben Oberösterreichs Dechanten letzte Woche Bemerkenswertes zu Wege gebracht. Sie haben stundenlang über die Kirche geredet, haben über die Entwicklungen der Gesellschaft debattiert und sind dabei nicht eine Minute in jenen Grundton der Klage gefallen, der – die Dechanten mögen es verzeihen – bisweilen auch in ihrem Gremium zu spüren war. Der Grundton war ein anderer. Sie redeten nicht, als hätten sie es in der Seelsorge vor allem mit böswilligen, völlig uninteressierten Leuten zu tun, die für nichts zu haben sind und die einem die Freude am Beruf vergällen. Vielmehr war der Versuch zu verstehen zu spüren: Wie geht es den Leuten im Land eigentlich – und was können wir für sie tun?
Beschlüsse sind bei dieser Konferenz nicht allzu viele getroffen worden. Wenn allerdings jener Grundton in der Diözese insgesamt zum Klingen käme, so wäre es eine sehr wichtige Konferenz gewesen.