Ausgabe: 1999/38, Prälat Wiener, Wiener, Josef Wiener
21.09.1999 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Der langjährige Frauenseelsorger und frühere Linzer Pastoralamtsdirektor sowie Herausgeber der KirchenzeitungJosef Wiener ist im 73. Lebensjahr am Abend des 20. 9. 1999 nach langer schwerer Krankheit gestorben.
Prälat und Domdechant Josef Wiener war eine Priester-Persönlichkeit, die durch fast vier Jahrzehnte das kirchliche Leben wesentlich geprägt hat. Bischofsvikar Willi Vieböck, der Wiener 1995 als Leiter des Pastoralamtes nachfolgte, würdigt den Aktionsradius und die Schaffenskraft Wieners sowie seinen visionären Weitblick und die Disziplin, mit der er in den letzten Jahren seine Krankheit getragen hat: „Er hat viel Energie in das Wachstum des Reiches Gottes heineingesteckt. Er war weitblickend und visionär, wobei ihm aber auch an Details nichts zu gering war.“ Wiener war 31 Jahre lang auch Diözesanseelsorger und Geistlicher Assistent der Katholischen Frauenbewegung der Diözese Linz, dazu fast 20 Jahre auch gesamtösterreichischer Frauenseelsorger. Die Präsidentin der Katholischen Aktion unserer Diözese und Vorsitzende der diözesanen Frauenbewegung, Margit Hauft, nannte Prälat Wiener einen „Interessensvertreter der Frauen“. Seine Idee von Katholischer Frauenbewegung war: Die Frauen nehmen ihre Sache selber in die Hand.
Einige Jahre war Wiener auch Regens des Linzer Priesterseminars (von 1968 bis 1974) und viele Jahre Direktor des Pastoralamtes der Diözese Linz (von 1974 bis 1992). Außerdem trug er während 18 Jahren als Herausgeber die Gesamtverantwortung für unsere Kirchenzeitung (bis 1995). In den letzten Jahren war Prälat Wiener als Leiter der Diözesanstelle Pastorale Berufe für den Einsatz der Laientheologinnen und Laientheologen in der Seelsorge zuständig. Von 1992 bis 1998 war er auch Bischofsvikar für pastorale Dienste.
Diözesanbischof Maximilian Aichern, der sich zur Zeit in Brüssel aufhält, hatte Bischofsvikar Wiener bei der Feier seines 70. Geburtstages als „Brückenbauer“ und Mann des Ausgleichs gewürdigt. Wiener sei ein Ideenbringer und Mutmacher gewesen.Prälat Wiener hatte auch in einer Reihe diözesaner und gesamtösterreichischer kirchlicher Gremien während vieler Jahre leitende Funktion: als geschäftsführender Vorsitzender des Priesterrates der Diözese Linz, in der diözesanen Liturgiekommission, als Vorsitzender der Österreichischen Pastoralkommission und des Österr. Pastoralinstitutes in Wien, als Obmann des Österreichischen Priestervereines. Solange es sein Gesundheitszustand erlaubte, hielt er in den letzten Jahren im Auftrag des Diözesanbischofs in zahlreichen Pfarren die offizielle Visitation, ebenso war er auch als Firmspender im Einsatz. Schon 1985 wurde er zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt.Prälat Wiener litt seit elf Jahren (1988) an diabetischer Nephropathie und musste sich in der Folge mehreren Operationen und Transplantationen unterziehen. Die zunehmende gesundheitliche Beeinträchtigung hielt ihn nicht davon ab, seine Aufgaben zu erfüllen solange es nur ging. Willi Vieböck zitiert aus Jesaja „Ein Mann voll Schmerzen, mit Krankheit vertraut.“
Josef Wiener wurde am 27. März 1927 als Kind einer Forstarbeiterfamilie in Pfandl bei Bad Ischl geboren. Nach der durch den Wehrdienst unterbrochenen Gymnasialzeit trat er 1946 in das Linzer Priesterseminar ein. Am 29. Juni 1950 empfing er in Linz die Priesterweihe. Seine Kaplansjahre verbrachte er in Steyr und Gmunden. – Das Begräbnis wird am Montag, 27. 9., in Linz sein. (Die Uhrzeit stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Erinnerungen
Ich habe Josef Wiener lange vor meiner Tätigkeit in der Kirchenzeitung kennengelernt. Vor Studenten hielt er ein Referat über den Umgang mit der Zeit. In kirchlichen Berufen, meinte er, müsse man lernen, mit der Zeit zwischen den Aufgaben gut umzugehen, indem man etwa einen Weg, den man zwischen zwei Terminen zurückgelegt, bewußt zurücklegt und zu genießen versucht. Prälat Wieners Tage waren voll von Aufgaben. Viele „Zwischenzeiten“ gab es da nicht. Ich wünsche ihm, dass Gott ihm das, was er in diesen Zwischenzeiten der Tage erhoffte und erträumte, ausweiten möge ins ewige Leben.
Matthäus Fellinger, Chefredakteur
Josef Wiener war als Herausgeber kein einfacher Partner. Er hat unsere Arbeit sehr genau unter die Lupe genommen. Daraus ergaben sich auch Konflikte zwischen der „Sicht des Amtes“ und der „Sicht des Journalisten“. Gerade dabei aber habe ich Wiener als „Mann des Konzils“ schätzen gelernt, als einen, der eine hohe Dialogkultur besaß und der Kompetenz – auch bei Laien – anerkannte. Wiener war ein Priester, der sich dafür interessierte, wie es Mitarbeitern persönlich ging. Und er war ein Mann, wie sie heute in der Kirche fehlen – einer, der über den Zaun der Diözese hinausschaute, weil er wußte, dass die Kirche Österreichs von den Menschen als ganze wahrgenommen wird. So hat er viel für die Kirchenzeitungen getan.