Tausende kommen nach Europa. Es ist der Kontinent ihrer Sehnsucht. Das sind die Länder, von denen sie meinen, dass man dort sicher und glücklich leben kann. Ein Leitartikel vom Matthäus Fellinger
Doch das Europa, das sie vorfinden, erleben sie als einen Kontinent der Unzufriedenen. Alles wird schlechter, schimpfen Leute in Mikrofone, und: „Auf uns hört ohnehin keiner“. Deshalb muss man „denen da oben“ die Rechnung präsentieren. Woher kommen sie nur: dieses so massenhaft auftretende Gefühl der Bedrohung und die so vielfach geäußerte Behauptung, dass die Regierenden ihre Völker im Stich lassen? Wo ist sie nur verloren gegangen, die Zufriedenheit und die Freude darüber, dass man in den sichersten und am besten versorgten Ländern leben darf? Vielleicht ist nicht das Glück selbst verloren gegangen, sondern die Fähigkeit, es wahrzunehmen. Es ist etwas abgestorben: der Sinn für Glück und Dankbarkeit. Zu lange hat man den Menschen eingeredet, dass das Glück in der ständigen Steigerung, im Fordern nach Mehr, zu finden sei. Jetzt haben die meisten, was sie brauchen – und spüren, dass es im Inneren ziemlich leer geworden ist. Doch da ist keine Regierung zuständig. Hier ist man selbst gefragt.