Israelische Jugendliche besuchten Gedenkstätten in Europa
Ausgabe: 1999/40, Israelische Jugendliche, St. Florian, Gedenkstätten
05.10.1999
- Judith Moser
85 Jugendliche aus einem israelischen Kibbuz waren zu Gast in Europa, um die Stätten des Holocausts zu besuchen. Gemeinsam mit Schüler/innen aus Wels machten siedabei Station inSt. Florian.
In St. Florian erinnert eine Gedenkstätte an 99 Opfer des Todesmarsches ungarischer Juden von Mauthausen nach Gunskirchen. Die israelischen Jugendlichen gingen gemeinsam mit Schüler/innen des RG der Franziskanerinnen und Schüler/innen des BG Wallerer Straße in Wels ein Stück dieses Weges nach. Ein Überlebender von jenem 56 Kilometer langen Marsch, den etwa 15.000 Juden – Frauen, Männer und Kinder – gehen mussten, viele der Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Die Jugendlichen wurden bei ihrer Reise, die sie zu Gedenkstätten in Holland, Polen, Österreich und Deutschland führte, von acht Überlebenden des Holocaust begleitet.Sowohl österreichische als auch israelische Jugendliche waren überzeugt davon, dass sie vom gemeinsamen Besuch der Gedenkstätte profitiert haben. „Man kann von diesen Dingen nicht genug erfahren“, meint etwa Orly Felman (17, im Bild links). Sie hofft, dass die österreichischen Schüler/innen ebenfalls so interessiert an den Themen Holocaust und Nazi-Regime sind wie sie und die übrigen Jugendlichen ausIsrael. Der Großvater von Chen Shalit (18) lebte vor dem Zweiten Weltkrieg in Ungarn. Er emigrierte nach Spanien, wo er heute noch lebt. Chen glaubt nicht, dass er mit ihrer Reise zu den Stätten der Judenvernichtung einverstanden wäre – sie würde ihm nichts davon erzählen. Einige der Jugendlichen finden die Reise ebenfalls nicht richtig. „Da sind zu viele Erinnerungen“, meint Orly. Die Aufarbeitung des Themas ist für die Menschen, die selbst Angehörige verloren haben, sehr schwierig. Doch Chen hält es gerade aus diesem Grund für sehr wichtig, dass die Kinder und Enkel jener Generation zusammen kommen. Auch Liat Pines (18) ist überzeugt davon, dass Projekte dieser Art sehr wichtig sind, damit diese Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten. „Das ist wichtig für unsere Zukunft“, meint sie. Ein Überlebender des Todesmarsches bracht die Absicht des Besuchs auf den Punkt: „Das Ziel dieses Tages ist, dass ihr es erzählen könnt – euren Kindern und Enkelkindern –, dass das wirklich passiert ist.“