Ausgabe: 1999/41, Haider, Angst, Israel, Feind, Ton
12.10.1999
- Matthäus Fellinger
Jetzt steht Österreich vor einem Problem. Lernten die Wählerinnen und Wähler vor der Wahl einen sich moderat gebenden Jörg Haider kennen, so macht er sich nach der Wahl diese Mühe nicht mehr.
Im Gegenteil: „Angriff ist die beste Form der Verteidigung“, denkt er offensichtlich – und greift zunächst Israels Politiker an. Von ihm hätte es in den letzten 20 Jahren noch nie eine antisemitische Äußerung gegeben, versicherte er. Die von ihm als „ordentlich“ bezeichnete Beschäftigungspolitik des Dritten Reiches hat für ihn nichts Antisemitisches an sich, ebenso nicht, wenn er Vernichtungslager als „Straflager“ bezeichnete. Da unterstreicht er im israelischen Fernsehen das gute Verhältnis Österreichs zu seinen Nachbarn, mit denen man sogar eine gemeinsame Kandidatur um olympische Spiele angestrebt hätte. Schon am nächsten Tag greift er eben diese Nachbarn massiv an.
Was immer ihn treibt – sicher ist es nicht geeignet, künftigen Generationen eine gute Basis zu legen. Haider treibt Österreich gefährlich in eine Isolierung, die den Österreichern auf den Kopf fallen wird. Auch wenn Politiker aller Lager die internationalen Reaktionen für überzogen halten, so zeugen diese von der Angst, die weltweit vor dem Ton da ist, den Haider anschlägt. Wer kritisiert, wird zum Feind gestempelt.Von Tag zu Tag zeigt sich mehr: Diese Angst muss man ernst nehmen.